Wenn unter Erwachenden darüber gesprochen wird, was das letztendliche Ziel des spirituell aufsteigenden Menschen ist, herrscht meist Einigkeit darüber, dass die Einswerdung mit Gott/der Quelle/’Allem was ist’ das ist, was am Ende des Weges steht. Viele meinen aber, dass das erst möglich ist, wenn man die irdische 3D-Ebene ‘überwunden’ hat, körperlos geworden und in die höchsten Dimensionen aufgestiegen ist. Andere glauben, dass das bereits hier auf Erden möglich ist, und es dann der Fall ist, wenn man Christusbewusstsein erlangt hat. Wiederum andere, die eher mit der östlichen Philosophie/Spiritualität vertraut sind, werden sagen, dass man Krishnabewusstsein erreicht haben muss.
Aber was heisst das genau, Christusbewusstsein oder Krishnabewusstsein erlangt zu haben, und ist das überhaupt dasselbe? Über diese Frage soll in diesem Beitrag nachgedacht werden. Dabei werden wir uns teilweise an die Überlegungen anlehnen, die in dem Beitrag „What is Christ Consciousness“ dargelegt werden.
Woher kommt der Name Christus?
Das deutsche Wort Christ oder Christus stammt vom griechischen Wort Khristós ab. Das hebräische Wort dafür ist Messias, aber etymologisch wird das Wort Khristós auf das indogermanische Krshna, im Sanskrit Kṛṣṇa (कृष्ण; ṛ = ri , ṣ = sch, ṇ = stimmhaftes n) zurückgeführt. Auch heute noch gibt es in einer indischen Sprache – dem Bengalischen – den Namen „Christo“ für Krishna.
Christus und Krishna bedeuten also bezüglich ihrer Wortherkunft dasselbe.
Spricht man aber von Christusbewusstsein oder Krishnabewusstsein, so geht das weit über bestimmte religiöse Traditionen wie das Christentum oder den Hinduismus hinaus. Das Wort Christusbewusstsein hat eine universelle Bedeutung, jenseits jeder Religion, auch des Christentums. Das gleiche gilt für das Krishnabewusstsein, und wir werden im Folgenden keinen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen machen.
Was ist Christusbewusstsein
Das Konzept des Christus-Bewusstseins muss als eine universelle Wahrheit verstanden werden.
Christus ist nicht der Nachname jenes grossen Meisters, der unter dem Namen Jesus im Neuen Testament erscheint. Christus ist ein Titel für den Menschen Jesus, und es müsste heissen „Jesus der Christus“. Im Hebräischen wird von „Jesus dem Messias“ gesprochen, was meist mit „von Gott gesalbt“ oder „von Gott auserwählt“ übersetzt wird.
Die Anhänger Jesu glaubten, er sei der Messias, der im Alten Testament prophezeit wurde. Deshalb sprachen sie von Jesus Christus, was bedeutet, dass Jesus der Christós oder der Messias ist.
Auch Krishna in Indien war in Wirklichkeit Jaydava der Krishna.
Das Sanskrit-Äquivalent von „Christus-Bewusstsein“ ist Kutastha Chaitanya.
Paramhansa Yogananda erklärte, dass das Christusbewusstsein die spirituelle Essenz ist, die im Kern jedes Individuums verborgen ist, eigentlich im Kern jedes Atoms der Schöpfung.
Gott in der Schöpfung
Das Christusbewusstsein ist Gottes unendliche Intelligenz, die in der ganzen Schöpfung präsent ist. Der Unendliche Christus ist der „eingeborene Sohn“ Gottes des Vaters, die reine Offenbarung und Widerspiegelung des Geistes im geschaffenen Reich.
Alles, was existiert, ist eine Manifestation aus dem Bewusstsein Gottes. Alle Universen wurden von ihm in die Existenz geträumt. Jedes Atom und jedes Wesen der Schöpfung ist Teil dieses Traums.
Das Christusbewusstsein als die unendliche Intelligenz der Quelle/Gottes ist im Herzen von jedem einzelnen Teil der Schöpfung gegenwärtig – sie ist „eingeboren“ in jedem Teil eines Atoms, jedem Stein, jeder Pflanze, jedem Tier, jedem Planeten, jeder Sonne, in allem, was in die Existenz gerufen wurde.
Wenn man seine Identität vom eigenen Körper und dem eigenen niederen Ich-Bewusstsein (der Person) auf den allgegenwärtigen Geist ausdehnt, kann man erkennen, dass das eigene Bewusstsein mit dem allumfassenden Bewusstsein verbunden und damit gleichzeitig überall präsent ist – überall im ganzen Universum. Und wenn dieses individuelle Bewusstsein mit dem allumfassenden Bewusstsein Eins geworden ist, dann hat man das „Christusbewusstsein“ erreicht, genau wie Jesus, Jaydava-Krishna und die anderen Meister.
Gottes Traum
Besser verstehen können wir das vielleicht, wenn wir als Analogie unsere eigenen Träume zu Hilfe nehmen.
Wenn du träumst, kommt darin eine Figur vor, die „du“ bist, und es kommen andere Figuren und Objekte vor, die „nicht du“ sind. Du interagierst mit den „anderen“ Wesen und Objekten in dem Traum, und alles scheint sehr real zu sein.
Wenn du dann aber aufwachst, kannst du erkennen, dass das, was du geträumt hast, in Bezug auf die dich umgebende physische Welt nicht real war. Deinen Traum hast du aus deinem eigenen (Unter-) Bewusstsein heraus selbst erschaffen. Du warst derjenige, der den Traum geträumt hat – aber du warst nicht der Traum selbst.
Auf ähnliche Weise erschafft Gottes Bewusstsein das Universum. Das Universum ist also sozusagen der von Gott geträumte Traum. Und das bedeutet aber auch, dass Gott nicht durch seine Schöpfung definiert oder auf sie beschränkt ist – genauso wenig wie deine Realität als Träumer auf deinen Traum beschränkt ist.
Unsere Aufgabe ist es, aus dem kosmischen Traum zu erwachen, den in seiner Schöpfung verborgen Gott zu finden und den Schöpfer des Traums jenseits der ganzen Schöpfung zu erkennen.
Dieses Erwachen bedeutet, zum Gottesbewusstsein zu erwachen, das Christusbewusstsein zu erlangen. Es bedeutet, dass dann der im Innern schlummernde Christus oder Krishna erwacht ist.
Eine weitere Analogie
Angenommen, es würde die Sonne allein existieren. Dann könnte man sagen: „Die Sonne allein ist manifest“.
Wenn man nun aber eine Kristallkugel vor die Sonne stellt, hat man drei Dinge: die Sonne (oder das Sonnenlicht hinter der Kristallkugel), die Kristallkugel und das Sonnenlicht in der Kristallkugel.
Ähnlich verhält es sich mit dem „Grossen Geist“. Als Er allein mit sich war, bevor Er mit der Schöpfung begann, war Er als „Geist“ allein vorhanden.
Nachdem aber der Kosmos geschaffen wurde, gibt es drei Dinge: der ursprüngliche Grosse Geist, die Schöpfung und der in der Schöpfung schwingende Geist. In anderen Worten ausgedrückt: Gott-Vater (der Vater der ganzen Schöpfung), der Sohn, in der Form der intelligenten Schöpfung (der eingeborene Sohn mit dem innewohnenden Christus), und die göttliche Kraft, die in allem vorhanden ist und allem Leben verleiht, genannt „Heiliger Geist“.
Unser Ziel ist die Selbstverwirklichung
Diese Universelle Intelligenz, die Kutastha-Chaitanya der hinduistischen Schriften, wurde in den Inkarnationen von Jesus, Jaydava-Krishna und anderen gottverwirklichten Meistern vollständig manifestiert.
Und sie kann sich auch in dir manifestieren.
Auch du bist ein „Sohn Gottes“, trägst Gott in dir. Auch dein individuelles Bewusstsein kann mit dem alles umfassenden und alles durchdringenden kosmischen Bewusstsein verschmelzen. Daran solltest du dich immer erinnern.
Das ist es, was der Jünger Johannes gemeint hat: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ ~ Johannes 1,12
Von Angelus Silesius, dem grossen deutschen Arzt, Mystiker und Lyriker des 17. Jahrhunderts, wurde es so ausgedrückt:
„Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren,
und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.“
Den Christus oder Krishna in sich selbst erwecken
Um das Christusbewusstsein zu erlangen, müssen wir also den tief in unserem Inneren schlummernden Christus oder Krishna erwecken. Aber wie können wir das erreichen?
Zuallererst müssen wir unser Selbstverständnis erweitern. Wir müssen die unerschütterliche Überzeugung haben, dass wir Gott in unserem Innern finden können – und den unzähmbaren Wunsch, dies auch zu erreichen.
So wie es immer irgendwann Zeit wird, mit dem Träumen aufzuhören, aufzuwachen und sich zu erheben, entsteht auf unserem spirituellen Weg irgendwann das intensive Verlangen, Gott kennen zu lernen und die göttliche Kraft in sich selbst zu erfahren.
Im täglichen Leben wird sich das auf verschiedene Weise ausdrücken – und viele Meister haben es uns vorgelebt. Wir werden Empathie und eine tief empfundene Liebe zu den Menschen und der ganzen Schöpfung entwickeln. Dies wird sich auch in unseren Taten ausdrücken, und jedes Mal, wenn wir eine gutherzige Tat vollbringen, steigt die Energie in der Wirbelsäule an. Wir sind auch bereit, über unsere Komfortzone hinauszugehen und unser Mitgefühl immer weiter auszudehnen.
Das Üben von spirituellen Qualitäten wie das Verbreiten von Liebe, Freude, Frieden und Ruhe wird uns zur Gewohnheit werden. Wir werden in unsere Gebete/Meditationen alle Bedürftigen und die ganze Welt einschliessen und dabei spüren, wie sich unser Bewusstsein ausdehnt.
Wir können uns auch auf das spirituelle Auge konzentrieren und dabei fühlen, wie sich von dort aus tiefer Friede ausbreitet.
Indem wir unser Bewusstsein darauf vorbereiten, die Geburt/das Erwachen von Christus/Krishna in uns zu erleben und zu feiern, werden wir immer lebendiger erfahren, wie das Christusbewusstsein als das reine Spiegelbild des Bewusstseins des Vaters in jedem Teilaspekt der Schöpfung erkannt werden kann, und wir werden schliesslich in unserem Inneren das lebendig erfahren können, was in der Bhagavad Gita Arjuna erleben durfte, als er Krishna bat, dessen erhabene Gestalt erblicken zu dürfen. Krishna sprach zu Arjuna:
„Siehe denn, o Sohn Prithas, meine Gestalten nach Hunderten und Tausenden, verschiedenartig, von himmlischer Natur und mannigfaltig in Charakter und Form. (…)
Siehe das ganze Weltall mit allem, was sich bewegt, als eine Einheit, als ein Ganzes in meinem Leib. Es ist alles darin, was du zu sehen wünschest.
Mit deinen irdischen Augen kannst du Mich nicht sehen. Ich will dir dein Geistauge öffnen, und so schaue denn meine höchste mystische Natur.“
Als der mächtige Herr der Ergebung dies gesprochen hatte, offenbarte er dem Erdensohne seine höchste Herrschergestalt.
Mit vielen Gesichtern und Augen, vielseitig, wunderbar, mit göttlichen Dingen geschmückt und mit himmlischen Kräften versehen.
Göttlich bekleidet und bekränzt, durchdrungen von himmlischen Wohlgerüchen, ein überaus wunderbares, lichtvolles, unendliches, allsehendes Wesen.
Wenn tausend Sonnen zugleich am Himmel aufflammen würden, so käme es nicht dieser Herrlichkeit gleich.
Da sah nun Arjuna das ganze Weltall, das so mannigfaltig in seinen Erscheinungen ist, als ein Einziges, in den Körpern der Götter als in vielen Teilen geoffenbart.
Da ward er von Staunen erfüllt; sein Haar sträubte sich und sein Haupt verneigend sprach er, die Hände gefaltet, zum Höchsten:
„(…) Da ist kein Anfang, keine Mitte und kein Ende von Dir, o Herr, Du Allumfassender!
Du trägst die Krone, Keule und den Diskus, ein Meer von Glanz, nach allen Seiten strahlend.
Es blendet mich dein Licht, das sonnengleich nach jeder Richtung seine Strahlen sendet.
Du bist der Eine, Du das höchste Ziel der Selbsterkenntnis, und das Herz des All’s. Der Hüter des unsterblichen Gesetzes, der ew’ge Grund von allem, was da ist.“ ~ aus dem Kapitel XI der Bhagavad Gita (nach der Übersetzung von Franz Hartmann)
Arjuna hat sie in sich erlebt, gesehen und gefühlt, die unendliche Vielfalt in der Einheit. Er war in diesem Moment zu Krishna selbst geworden, Eins mit dem Unendlichen, Unaussprechbaren und doch das Individuum Arjuna geblieben, das voller Dankbarkeit über die überwältigende Erfahrung staunen konnte. In der gleichen Weise wird für jeden von uns irgendwann die Zeit kommen, in der wir den Krishna oder Christus in uns entdecken, ihn erfahren und mit ihm eins werden – und doch als individuelles Wesen in dieser Schöpfung weiterbestehen und am Gesamtwerk weiter mitwirken werden.
Das, derzeit existierende reale, „Problem“ dazu ist aber, dass die meisten Christen unglaublich weit WEG vom ursprünglichen wahren Glauben sind. Geblendet von Egos, die ihnen die umformulierte Bibel zum Fraß vorwerfen. Ich kenne Christen..bei denen fehlen mir nur noch die Worte. WAS für Scheiss die glauben… Was sagen die Veden dazu? Ein Mensch, der dem vorgeschriebenen VEDISCHEN System des Opfers nicht folgt, führt ein Leben voller Sünde, da einer der nur in seinen Sinnen Freude findet, vergeblich lebt.“ Trifft auch auf diese Christen zu die ich kenne…
Danke – Danke für diesen Beitrag.
Selbstverwircklichung mit Christus und Krischnazu erleben und im Herzen tragen, erfüllt meine Seele. Gibt es was schöneres?
GOTTES Segen für das Beste möge geschehen, im Licht und der Liebe -Namaste- Jürgen
Die Beschreibung ist gelungen, aber den Sinn des Lebens sehe ich nicht in der Vereinigung mit dem EINEN oder der Erfahrung des EINEN.
Ein jeder hat für dieses Leben einen Plan, den Seelenplan, entwickelt. Welche Ziele dieser Plan hat und ob die Entwicklung eines Christusbewusstseins darin vorgesehen ist, das wurde vorher festgelegt.
Manch einer will ja vielleicht auch die Erfahrung machen, wie es ist, sich sein ganzes Leben als getrennt von der Quelle/Gott zu fühlen.
„Den Christus in sich zu erwecken“, das sehe ich als „das Ergebnis der Reise ins Innere“ an.
Und das energetische Herz oder Herz-Chakra – das nenne ich jetzt mal vereinfacht Herz – stellt eine Verbindung zur Christusenergie her.
Je weiter man sein Herz öffnet, desto mehr von der Christus-Energie kann in uns einfließen und wir können dann der Ausdruck der Christus-Energie sein.
Ich sehe den Sinn des Lebens nicht in der Verbindung mit allem allein, sondern in der Verwendung der Kräfte im Außen, die dadurch entstehen.
Da gibt es viele Möglichkeiten, und manche haben vielleicht auch ein Leben als „reiner Energie-Verstärker“ geplant, aber das dürften eher wenige sein.
Vater Sonne sendet den Pflanzen sein Licht / seine Energie, damit die Pflanzen, die Tiere und auch wir Menschen auf Mutter Erde leben und wachsen können. Soweit im Grobstofflichen 3D-Teil der Raumzeit.
Und im Feinstofflichen und in der geistigen Welt gibt es da Vergleichbares.
Wer sein Herz weit genug geöffnet hat, der erkennt irgendwann seinen Lebensplan und kann ihn in der Gewissheit leben, die volle Göttliche Unterstützung zu erhalten. Die Unterstützung wird nur durch seine Herzanbindung und die Energiemenge, die da durchfließen kann, beschränkt. Stark vereinfacht ausgedrückt.
Unsicherheit und Angst verschließen/behindern den Energiefluss.
Je weiter man sein Herz öffnet, desto mehr kann man die anderen, die Umwelt und das Weltall fühlen. Man erlebt die Verbindung.
Da kann am Ende die Erfahrung des Eins-Sein stehen, muss es aber nicht.
Da sehe ich die große Falle, in die viele (spirituelle) Menschen tappen, die ihr ganzes Leben lang der „Erleuchtung“ hinterher rennen und dabei ihr eigenes Leben total verpassen.