Zen und die Kunst auf den Schultern von Riesen zu stehen

 „Wir müssen das Abenteuer nicht allein riskieren, denn zu allen Zeiten hat es Helden gegeben, die uns voran gegangen sind …“

Mit den Helden oder Riesen, von denen im unten stehenden Essay von  Gary ‘Z’ McGee die Rede ist, sind alle jene grossen Geister und Vorbilder gemeint, die den Weg vor uns gegangen sind und uns ihre Erfahrungen, Einsichten und Wegweiser hinterlassen haben, um uns eine Hilfe darzubieten auf unserem eigenen Weg in unserem eigenen, einzigartigen Leben.

Zu den grossen Lehrern der Menschheit zählen auch die Zen-Meister des Ostens, die ihre Lebensweisheiten und Belehrungen oft in der Form von Koans an ihre Schüler weitergegeben haben. Auf der Seite Zen-Koan findet man folgende Erklärung hierzu:

„KOAN“ ist ein Begriff des Zen-Buddhismus. Er bezeichnet einen – oft rätselhaften oder paradoxen – Ausspruch des Zen-Meisters, durch den der Schüler zum Nachdenken und Meditieren angeregt und auf den rechten Weg zur Erleuchtung gebracht werden soll.

Die Lehren des Zen haben viele Facetten und besonders im Westen viele Ausprägungen erfahren, und vieles wird unter dem Namen Zen veröffentlicht, das nur im weiteren Sinn mit der ursprünglichen, fernöstlichen Lehre des Zen zu tun hat, dies gerade deshalb, weil es im Wesen des Zen liegt, nicht etwas ganz Spezifisches, nicht eine klar umrissene Philosophie zu sein:

„Zen ist nichts Besonderes. Zen ist: im alltäglichen Sinne bewusst zu sein.“

 So soll auch die folgende Tafel verstanden werden:

10 für Zen

Eine kleine Übersicht darüber, was Zen ist findet man auf dieser Seite:
http://www.taoism.net/german/articles/what_zen.htm

Gleichermassen den Geist und das Gemüt spricht die im folgenden Youtube-‚Video’ dargebotene Zusammenstellung von Zen-Weisheiten an, die eingefasst wird durch wunderschöne, bewegende, tief ins Innere eindringende Musik aus dem Osten.

Einen eigenen Bezug zum Zen stellt der Autor Gary ’Z’ McGee in seinen Artikel auf Waking Times her, in dem er uns ermuntert, uns die Hilfen zunutze zu machen, die uns die grossen Denker und Lehrer und stillen Helden der Menschheitsgeschichte hinterlassen haben. (Übersetzung Taygeta)

„Wir müssen das Abenteuer nicht allein riskieren; denn die Helden aller Zeiten sind uns vorausgegangen; das Labyrinth ist wohl bekannt; wir müssen nur den Fäden des Helden-Pfads folgen. Und wo wir glaubten, einen Greuel zu finden, werden wir einen Gott finden; wo wir dachten, einen anderen zu töten, werden wir uns selbst umbringen; wo wir dachten, nach aussen zu reisen, werden wir ins Zentrum unserer eigenen Existenz geführt; wo wir dachten, allein zu sein, werden wir mit der ganzen Welt zusammen sein.“   ~ Joseph Campbell

Wenn wir zu jenen Leuten gehören wollen, die weiter sehen möchten als andere, – so wie es Isaac Newton ausgedrückt hatte: „Ich habe weiter gesehen als andere, weil ich auf den Schultern von Riesen gestanden bin“ – dann liegt es an uns jene Riesen zu entdecken, auf deren Schultern wir stehen können.

Auf je mehr Schultern von Riesen wir stehen, umso weiter werden wir sehen. Je mehr wir von allen heiligen Texten lernen, umso mehr werden wir spirituell formbar. Je mehr Masken von antiken Helden wir aufsetzen können, umso mehr heilige Dinge werden erscheinen. Die Welt wird ein riesiger Spielplatz von unabhängigem Wissen werden, und es liegt nur an uns es uns zunutze zu machen. Es ist an uns damit zu spielen. Die Welt ist ein Spielplatz, aber es liegt individuell an uns, ob wir uns hinein vertiefen oder nicht.

BuddhaMit einem Kopf voller Fragen und einem Lehrer in meiner Seele möchte ich dir, der du initiativ und willens bist, die Herkules-Aufgabe zu übernehmen, die Veränderung zu sein, die du in der Welt sehen möchtest, den Hinweis geben, dass es ein tiefes Reservoir an menschlichen Einsichten gibt, die uns helfen können um das Gestrüpp der Unzahl an Information zu verbrennen. Solches Wissen ist ein Handschuh, der uns durch die intellektuellen Riesen der Vergangenheit hingeworfen wurde. Es ist eine Herausforderung ihn aufzuheben und zwagen ihn zu verwenden, um deine eigene, einzigartige Melodie zur kollektiven Harmonie des menschlichen Leitmotivs hinzuzufügen. Ich hoffe du getraust dich den Handschuh anzuheben, ihn anzuziehen und dann mit der Gitarre abzurocken, um deinen eigenen, einzigartigen Beitrag zur menschlichen Kreativität zu leisten.

Verstehe mich recht: ich stehe nicht auf den Schultern der Riesen, um sie zu verehren. Ich stehe auf ihren Schultern, um sie zu hinterfragen und weiter zu sehen, als sie es taten. Meine Absicht ist es zu sammeln, was sie gesammelt haben, zusammen mit dem was andere gesammelt haben; tatsächlich um ihre Handschuhe zu sammeln und es zu wagen, sie einzuschmelzen zu etwas Neuem mit mehr Allgemeingültigkeit, mehr Allgegenwart und mehr Eleganz (in eine selbst zusammengestellte Philosophie); sie alle als Fundament verwendend – auch wenn es ein ständig wechselndes, sich ständig veränderndes Fundament ist – um darauf etwas aufzubauen, um etwas Neues zu kreieren, etwas zu produzieren, etwas zu malen und/oder zu schreiben, aber mit der bescheidenen Einsicht, dass es ist keine Gewissheit gibt. Denn Gewissheit ist in der Tat der Zerstörer von kreativen und intellektuellen Beschäftigungen.

„Menschen mögen sich nach absoluter Sicherheit sehnen; sie können sie anstreben; sie können vorgeben, sie erreicht zu haben, so wie das die Partisanen bestimmter Religionen tun. Aber die Geschichte der Wissenschaft lehrt, dass das Beste was wir uns erhoffen können ist, eine sukzessive Verbesserung unseres Verständnisses zu erreichen, aus unseren Fehlern zu lernen, einen asymptotischen Ansatz zum Verständnis des Universum zu finden, aber mit der Massgabe, dass absolute Sicherheit sich uns immer entziehen wird.“ ~ Carl Sagan

Ich bitte euch, ihr kreativen Intellektuellen auf der ganzen Erde, betrachtet das Streben nach Wissen so wie ein buddhistischer Mönch das Streben nach Erleuchtung anschaut: die Reise ist das Wichtige, das Streben ist der Weg. Es gibt keine solche Sache wie Erleuchtung. Es gibt keine solche Sache wie absolute Wahrheit. Es gibt keine solche Sache wie Perfektion. Wie ein Zen Koan festhält: „Wenn du Buddha auf dem Weg treffen solltest, dann töte ihn.“ Was bedeutet: ‚töte’ jenen Teil von dir selbst, der fälschlicherweise glaubt, dass er die Erleuchtung erreicht hat. Oder kurz und bündig: ‚töte’ den Glauben selbst. Alles ist fraglich. Sicherheit ist eine Illusion. Wie Alan Watts es sagte:

„… denn was man braucht in diesem Universum ist nicht Sicherheit, sondern den Mut und die Nerven einer Spielernatur; keine festen Überzeugungen, aber Anpassungsfähigkeit; keinen festen Boden, worauf man stehen kann, sondern Geschicklichkeit im Schwimmen. „

Also stosse den Sockel unter dir um, steige herunter vom hohen Ross oder dem Thron, der dich daran hindert, strebend voranzukommen. Diagnostiziere deinen eigenen Meister-Komplex, der Teil ist von dir, der dich glauben lässt, dass dein Streben nach Wissen abgeschlossen ist und du jetzt auf deinen Lorbeeren ausruhen kannst. Erhebe dich von deinem zu fetten Ego. Werde wieder zu einer Kraft des geistigen Schaffens. Die Welt braucht dich. Das wichtigste ist: zu verlernen, was man gelernt hat. Es liegt in deiner Verantwortung, dich mit deinen inneren Entropien zu synchronisieren, so dass du einen Ort, einen inneren ,Locus of Control’ erreichen kannst, so dass deine fest gegründete, super-glückliche Spontaneität sich frei in die ganze Welt ergiessen kann. Bringe dein Wissen zu einer Synthese.

Auf der anderen Seite der Medaille ist der Laie-Komplex (oder der innere Zyniker). Es ist der Teil von dir, der dich überzeugt, dass dein Streben nach Wissen umsonst ist und du am besten gar nicht erst beginnst. Pfeiff’ auf den inneren Zyniker! Erhebe dich von deinem weinerlichen, wehe-mir Ego. Werde eine Kraft des geistigen Schaffens. Die Welt braucht dich. Löse dich von den für dich zu niedrigen und allen kulturell bedingten Plattformen, propagierten Podien und provinziell tönenden Gremien, die dich an deinem Streben nach Wissen hindern. Wie Eliezer Yudkowsky sagte, „du bist persönlich dafür verantwortlich, dass du ethischer bist als die Gesellschaft, in der du aufgewachsen bist.“ Entledige dich dieser Probleme, dieser erbärmlichen, voneinander abhängenden Dämonen – und die Fähigkeit, auf den Schultern von Riesen zu stehen wird dir nicht versagt bleiben. Die Riesen warten nur auf dich, dass du ihre Schultern als Plattform verwendest für ein höheres Lernen.

Benutze zum Beispiel die folgenden Riesen, die Alexander Velazquez so kurz und bündig, definiert hat:

„Buddha zeigte den Weg auf zur Erleuchtung, als nautische Ley-Linie zu innerem Frieden. Jesus wandelte auf den Wellen der Selbstaufopferung und beschrieb die Liebe als einen Weg, um das Seelenheil zu erlangen. Nietzsche ritt gegen Strömungen der religiösen Frömmigkeit an – und im Angesicht dieses Kolosses segelte er in der Brandung des Nihilismus zur ewigen Freude. King segelte durch Kanäle der Rassenungleichheit und verankerte die Aufhebung der Rassentrennung in der westlichen Kultur. Malcom forderte Legionen von rassistischen Kriegsschiffen heraus und eroberte Gewässer der rassischen Identität und Macht. Sartre hat uns Wolken der Selbstschöpfung gezeigt und taktische Handlungen, die zum Horizont des Glücks führen. Gödel baute Kompasse der mathematischen Rebellion, um Strömen und Bächen zu trotzen und die Umfahrung von Meerengen zu ermöglichen. Wittgenstein befreite auf der Suche nach Wahrheit ganze Schiffe von der überschüssigen Ladung aus nicht greifbarer und irrelevanter Philosophie. Und Jung, den ganzen Ozean des Geistes überdeckend, zeichnete die ersten Landkarten der menschlichen Persönlichkeit. Indem wir diese grossen Karten sorgfältig studieren und ihre Initiativen nutzen, können wir neue Wege und Passagen finden zu fernen Grenzen.“

Es ist da draussen eine wahre Fundgrube an geistigem Ballast, philosophischem Treibgut und logischen Ausgleichsgewichten, aus dem man Kapital schlagen kann, dem man mit seinem eigenen, einzigartigen Fingerabdruck seinem Stempel aufdrücken kann und mit dem eigenen Geschmack von Kreativität versehen kann. Die nächsten Grenzen des menschlichen Wissens erwarten diejenigen, die mutig genug sind, ihnen nachzugehen. Höre auf, dir Sorgen zu machen über das Leben nach dem Tod. Konzentriere dich auf dein jetziges Leben. Sich über das Hier und Jetzt Gedanken zu machen ist weit wichtiger als über das, was noch nicht rationalisiert werden kann. Untersuche im Detail die Präsenz deines Herzens. Spiele Doctor Who, um die Bedürfnissen deiner Seele einzuordnen [Doctor Who ist eine britische Science-Fiction-Fernsehserie, die von der BBC produziert wird]. Unterbreche, und dann breche aus. Breche aus dem Gestrüpp deiner Vorkonditionierung heraus. Klettere die Leiter hinauf auf die Schultern der Riesen. Dann verwende kühnen Fallibilismus [eine erkenntnistheoretische Haltung, nach der es keine absolute Gewissheit geben kann und sich Irrtümer niemals ausschließen lassen] und mutige Selbstbefragung und katapultieren dich hinaus in eine völlig neue Arena des geistigen Spiels. Die Welt wird es dir danken.
Ein dauerhaftes Namaste, der Genius in mir beugt sich demütig vor dem Genius in dir.


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Kommentare

4 Antworten zu „Zen und die Kunst auf den Schultern von Riesen zu stehen“

  1. Avatar von SaScha
    SaScha

    @Loslassen…klingt (schwingt) allein schon schöner (höher) als Anhaften…

  2. […] Quelle: Zen und die Kunst auf den Schultern von Riesen zu stehen | Transinformation […]

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