geschrieben von Dylan Charles, Redakteur, Waking Times, übersetzt von Antares
Hast du schon einmal bemerkt, in den meisten grossen Werken der dystopischen Science-Fiction und des Kinos ist die Konformität der Masse mit unbequemen, starren und erzwungenen sozialen Normen ein wiederkehrendes Thema?
Wir sehen stets eine undurchdringliche Bürokratie, welche die Massen auf statistische Durchschnittswerte reduziert hat, um sie effizienter managen zu können. Das System ist niemals gutartig und liebevoll, denn an der Spitze der Pyramide sitzt paradoxerweise immer ein einzelner Herrscher, der ausnahmslos psychotisch ist, ohne jedweden Kontakt zur Realität. Seine Psychose wird von den Massen widergespiegelt – und paradoxerweise – wird das Individuum von der Masse überrollt, damit die Masse von einem Einzelnen überrollt werden kann.
Das Bürgerkollektiv wird in derlei Geschichten als inhuman, unnatürlich, bösartig und gefährlich identifiziert. Es ist mitleidslos, irrational, unlogisch und übermässig emotional. Eines derart braven und gefügigen Bienenstocks ansichtig zu werden, rüttelt die Urangst vor dem Tod auf, vor dem Nicht-Leben während man im Leben ist und vor einer sinnentleerten Existenz.
Der Held in diesen Geschichten ist immer das Individuum, das es als unerträglich empfindet, seine Autonomie der Herde zu unterwerfen. So sehr er die Folgen der Nonkonformität auch versteht, er kann das Risiko der Rebellion nicht einfach abweisen und ist gezwungen, seine Unverwechselbarkeit heimlich zum Ausdruck zu bringen. Sobald er den Nervenkitzel erfährt, eine kleine Abweichung von der Norm zu unternehmen, ist er daraus ergebend moralisch verpflichtet, sich weiter abzugrenzen, was letztendlich den Zorn des Staates hervorruft, der darauf abzielt, ihn brutal zu unterdrücken, um seine Position der absoluten Autorität aufrechtzuerhalten.
George Orwells 1984 ist ein beliebtes Beispiel dafür, denn dieses Buch führt dich in die Gedankenwelt eines Menschen, der dem Sog der inneren Authentizität, der Selbstintegrität und der Wahrheit nicht widerstehen kann. Der von der Wahrheit und der Liebe begeistere Protagonist Winston Smith ist schlichtweg nicht in der Lage, seinen inneren Drang der Individuation (Selbstwerdung) vom Parteigeist zerquetschen zu lassen und begibt sich auf den vergeblichen Versuch, die Freuden einer echten menschlichen Existenz zu erfahren … wenn auch nur für einen Moment.
„Solange der Mensch menschlich bleibt, sind Tod und Leben dasselbe.“ ~ Winston Smith, 1984
Ich will nicht allzusehr vorgreifen, doch es geht nicht gut aus. Er bekommt einen kurzen Einblick, wie das Leben ausserhalb des Gefängnisses des totalen Gehorsams aussehen mag, wird jedoch schnell bestraft. Und das auf sehr schreckliche Weise.
Unser natürlicher Drang nach Individuation und Authentizität ist solch eine starke Auftriebskraft, daher bedarf es einer enormen Gegenkraft, all dies zu unterdrücken. In der Regel wird Angst verwendet, die das bewirkt. Angst ist der Klebstoff, der das Kollektiv zusammenhält.
Was viele Menschen nicht verstehen … dieselbe Geschichte spielt sich Tag für Tag in unserem persönlichen Leben ab, und ohne ein sachgerechtes Verständnis dafür, wie der Verstand nach Sicherheit innerhalb des Stammes sucht, sind wir von der Gnade der Standardprogramme abhängig, die im Unterbewusstsein ablaufen.
Hier sind wir in der Weise verdrahtet, uns der Gruppe anzupassen, weil das Unterbewusstsein der Überlebensmechanismus an der Wurzel des Bewusstseins ist, und es zwingt uns, der Sicherheit nachzujagen, nicht abgelehnt, verlassen, verspottet oder geächtet zu werden. Es schaut darauf, was alle anderen tun, und es imitiert, wetteifert, kopiert und ahmt die häufigsten Verhaltensweisen nach, die es in der Sippe um uns herum sieht, egal wie verrückt oder psychotisch sie sind.
Es hat die falsche Vorstellung, es sei fatal, ausserhalb des Stammes zu existieren, während in der heutigen Gesellschaft das Gegenteil der Fall ist.
Das gute Leben allerdings liegt jenseits der Herde, denn die Herde ist naturgemäss eine Reduktion auf den Durchschnitt. Sie ist per definitionem mittelmässig.
Schaue einfach einmal die Qualität des heutigen Durchschnitts an. Ungesund, unglücklich, pleite, frustiert, depressiv, emotional, abgekoppelt, dysfunktional und wahnhaft. Hier Durchschnitt zu sein, ist tödlich …
Das gute Leben findest du in deiner Authentizität und deiner Individualität. Dies ist der Teil von dir, der Zugang zu jenen nicht durchschnittlichen, nicht mittelmässigen Erfahrungen hat, die das Leben lebenswert machen und dich dazu inspirieren, deine Definition von Erfolg zutiefst zu leben. Ohne die Nuancen der individuellen Erfahrung und des authentischen Ausdrucks ist das Leben stumpfsinnig, beschränkt, furchtbar und langweilig.
Kulturell blicken wir auf eine Geschichte der Wertschätzung des Individuums in seinem eigenen Recht. Wir haben das Individuum immer über das Kollektiv gestellt und glauben an den Einfallsreichtum und die Kreativität des individualistischen, unangepassten Denkens, dass es das System und die Umstände geformt hat, die die Grundlage für den Wohlstand bilden, den wir heute geniessen. Dies reflektiert sich in einigen ausgezeichneten Zitaten einiger unserer verehrtesten amerikanischen Autoren, die aus einer Zeit stammen, in der es keine Herdenmentalität gab, sondern nur Individuen, die zusammenarbeiteten, um etwas Einzigartiges zu schaffen:
„Alle Grossartigkeit des Charakters ist von der Individualität abhängig. Der Mensch, der keine andere Existenz hat als jene, die er mit allen um ihn herum teilt, wird niemals eine andere als eine mittelmässige Existenz haben.“ ~ James Fenimore Cooper
„Wenn ein Mensch nicht mit seinen Kameraden Schritt hält, ist es vielleicht darauf zurückzuführen, dass er einen anderen Trommler hört. Lasst ihn zu der Musik schreiten, die er hört, wie gemessen oder weit entfernt sie auch sein mag.“ ~ Henry David Thoreau
„Sie [die Konformisten] denken, die Gesellschaft sei weiser als ihre Seele und wissen nicht, dass eine Seele, und zwar ihre Seele, weiser ist als die ganze Welt … Die Gesellschaft überall ist in einer Verschwörung gegen die Menschlichkeit eines jeden ihrer Mitglieder … Wer ein Mensch sein will, muss ein Nonkonformist sein … Nichts ist letztendlich heiliger als die Integrität des eigenen Geistes.“ ~ Ralph Waldo Emerson
Noch einmal: dein bestes, erfolgreichstes Leben hängt von deiner Bereitschaft und Fähigkeit ab, dich selbst von diesem kranken Stamm abzugrenzen. Das Unterbewusstsein jedoch möchte, dass du dich sicher fühlst, was nicht dasselbe ist wie sicher zu sein … oder glücklich. Daher ist deine Individualität für wirkliches Glück und Wohlstand unerlässlich. Sie repräsentiert den Drang, deine aussergewöhnlichsten Qualitäten zum Ausdruck zu bringen, was allerdings obligatorisch ist, um deine wahre Natur zu vervollständigen.
Carl Jung hat diesen Prozess der Individuation verdeutlicht, den Pfad der Psyche zur vollen Reifung und Unabhängigkeit. Individuation bedeutet, wie er es ausdrückt, „das Selbst von falschen Hüllen zu befreien“. Die falschen Hüllen der heutigen Welt offenbaren sich darin, wie du dich selbst sabotierst und wie du dich von deinem Potenzial zurückhältst.
Welche sich wiederholenden Verhaltensweisen nimmst du in Anspruch, die du lieber unterlassen würdest? Woher stammen die Programme für diese Verhaltensweisen? Hast du sie dir selbst erwählt oder hast du sie von anderen gelernt, vielleicht von deiner Familie oder deinem Herkunftsstamm? Was tust oder unterlässt du immer wieder, das dich immer weiter davon abhält, jenes Leben zu leben, welches du verdienst und dir wünschst?
Hier ein letztes Zitat von Carl Jung über die Wichtigkeit, deine Einzigartigkeit auszudrücken und deine Individuation ermöglichen.
„Insofern die Gesellschaft selbst aus ent-individualisierten Menschen besteht, ist sie vollständig der Gnade von rücksichtslosen Individualisten ausgeliefert. Sie mag in Gruppen und Organisationen zusammengeschlossen sein, so viel sie will – es sind gerade jene Zusammenschlüsse und die damit verbundene Auslöschung der individuellen Persönlichkeit, die sie so leicht einem Diktator untertan macht. Eine Million Nullen zusammen ergeben – leider – nicht die Summe von eins.
Letztlich hängt jegliches von der Qualität des Individuums ab, doch unser verheerend kurzsichtiges Zeitalter denkt lediglich in grossen Zahlen und Massenorganisationen, obwohl man meinen sollte, die Welt hätte mehr als genug gesehen, was ein gut disziplinierter Mob in den Händen eines einzelnen Verrückten anrichten kann … Die Leute organisieren sich munter weiter und glauben an das souveräne Heilmittel des Masseneinflusses, ohne das geringste Bewusstsein für die Tatsache, dass die mächtigsten Organisationen der Welt nur durch die gravierendste Rücksichtslosigkeit ihrer Führer und die billigsten Slogans aufrechterhalten werden können.“ ~ Carl Jung
Es gab noch niemals eine kritischere Zeit für uns, der Programmierung des Pöbels zu widerstehen und all das zu nutzen, was wir über die Wissenschaft des Geistes wissen, um uns aus der Sackgasse zu befreien und Fortschritte dahingehend zu unternehmen, unser jeweils bestes Leben zu leben. Alles hängt davon ab. Du brauchst jetzt jedes Bisschen deiner Stärke, Autorität und Autonomie, um die Herausforderungen zu meistern, denen wir alle gegenüberstehen. Ich kann es kaum erwarten, dich dort zu sehen.
Richtige und wahrhafte Existensbeschreibung. Zudem glaubt jedes Individium keine Schwächen zugeben zu dürfen und somit nicht der erzogenen Norm der Stärke zu entsprechen. Dadurch kommt- höher,schneller, weiter- Wir suchen nach Helden. Diesem Anspruch können wir nicht gerecht werden und machen uns dadurch noch kleiner. Das selbsterhaltene System macht es den Marionettenspielern leicht wenn wir uns ergeben.