gefunden bei TheEventChronicle, geschrieben von Andrew Martin, übersetzt und zusammengestellt von Antares

Food Forests Could Bring Healthy Organic Food To Everyone – For Free

(collective-evolution.com) Waldgärten oder Nahrungsmittel-Wälder gibt es schon seit langer Zeit. Viele der indigene Kulturen praktizieren diese Form der nachhaltigen Landwirtschaft. Es ist eine Form der pflanzlichen Lebensmittelproduktion mit geringem Pflegeaufwand, welche natürliche Ökosysteme unter Einbeziehung von Obst- und Nussbäumen, Sträuchern, Kräutern, Kletterpflanzen und mehrjährigem Gemüse repliziert. Nützliche Pflanzen und begleitende Bepflanzung machen einen grossen Teil des Waldgartensystems aus.

Anders als ein Grossteil des modernen industriellen Landwirtschaftssystems, welches stark von den Einflüssen wie fossile Brennstoffe und künstliche Herbizide, Pestizide und Düngemitteleinsatz geprägt wird, ist ein Waldgarten – einmal etabliert – selbst regulierenden und sehr reich an Erträgen.

Warum Waldgärten?

Der Wald ist die Heimat von etwa 50 bis 90% aller weltweiten irdischen biologischen Vielfalt (auf dem Land lebend)- einschließlich der Bestäuber und wilder Verwandter von vielen landwirtschaftlichen Kulturen (Quelle: WWF Living Planet Report 2010)
Tropische Wälder allein enthalten schätzungsweise 10-50 Millionen Arten – über 50% der Arten auf dem Planeten.
Regenwälder bedecken 2% der Erdoberfläche und 6% der Landmasse, sind jedoch die Heimat von mehr als der Hälfte der weltweiten Pflanzen- und Tierarten.

Es ist offensichtlich, dass die Wälder selbst gleichbedeutend sind mit dem Leben, der biologischen Vielfalt und der Fruchtbarkeit. Hier versammelt sich das Leben, komplexe und gegenseitig vorteilhafte Beziehungen zwischen den Organismen existieren; natürliche harmonische Gemeinschaften bestehen und Lebensformen vervielfachen sich und breiten sich aus. Wenn die Wälder das sind, wo sich der grösste Teil des Lebens auf dem Planeten abspielt, dann ist nichts weniger als ein Walde am besten geeignet für die Erhaltung des Lebens. Das Leben unterstützt das Leben, aber wir haben vergessen, dass wir in der Tat Teil des Netzes des Lebens selbst sind und von anderen Leben abhängig um uns aufrecht zu erhalten.

Leider ist unsere Gesellschaft konditioniert worden, das Land zu beräumen und nicht-nachhaltige Gebiete zu erschaffen, die eines hohen Aufwandes bedürfen, um erhalten zu werden. Waldgärten sind ergiebig und können deutlich mehr hervorbringen als die konventionelle Landwirtschaft und die Monokulturen, die heute einen Grossteil der Industrielandschaft dominieren. Abgesehen davon sind die ertragreichen Waldgärten reich an biologischer Vielfalt und Leben. Waldgärten können in den meisten Klimazonen wachsen und gedeihen. Und weil sie die vertikale Richtung einbeziehen sind sie für vorstädtische und städtische Gebiete sehr geeignet.

Die Schichten eines „Lebensmittelwaldes“(*1)

Datei:Waldgartenprinzip.jpg

Quelle: Wikipedia

1. Kronendach oder die hohe Baum-Schicht. In der Regel mehr als 9 Meter hoch. Diese Schicht ist für grössere Waldgärten. Laubbäume, grossen Nussbäumen und Stickstoff-fixierende Bäumen sind die typischen Bäume in dieser Kategorie. Es gibt eine Reihe von größeren Fruchtbäume, die ebenso verwendet werden können, abhängig von den Spezies, Sorten und den verwendeten Unterlagen.

2. Halb-/Niederstämme oder höhere Strauchschicht. Gewöhnlich 3-9 Meter hoch. In den meisten Waldgärten – oder zumindest in denjenigen mit wenig Platz – ist diese Pflanzen oft die dachbildende Schicht. Der Grossteil der Obstbäume gehört in diesen Bereich.

3. Strauchschicht. Meist bis zu 3 Meter hoch. Die Mehrheit der früchtetragenden Büsche fällt in diese Schicht. Sie enthält auch zahlreiche Blüten-, medizinische und andere nützliche Pflanzen.

4. Gemüse- und Krautschicht. Die Pflanzen in dieser Schicht sterben jeden Winter wieder auf dem Boden… falls die Winter kalt genug sind. Sie produzieren keine holzigen Stiele wie dies die Strauchschicht tut. Viele kulinarische und medizinische Kräuter sind in dieser Schicht. Ebenso eine Vielzahl von anderen nützlichen Pflanzen.

5. Rhizome/Humusschicht. Es gibt es einige Überschneidungen zwischen der Krautschicht und der Rhizomschicht; jedoch sind zahlreiche Pflanzen in dieser Schicht oft Schattentolerant, wachsen viel näher am Boden, wachsen dicht – um die kahlen Stellen der Erde zu füllen – und können es oftmals auch tolerieren, betreten zu werden.

6. Bodendecker. Dies sind Wurzelgemüse. Es gibt eine unglaubliche Vielzahl von essbaren Wurzeln, von denen die meisten Menschen noch nie gehört haben. Viele dieser Pflanzen können in der Krautschicht, die Kletterpflanzen-Schicht und der Rhizome/Humusschicht genutzt werden.

7. Vertikale Schicht /Kletterpflanzen. Diese kletternden und rankenden Pflanzen gehen über mehrere Schichten, je nachdem wie sie geleitet werden oder was sie von sich aus beranken. Sie sind eine gute Möglichkeit, mehr Produktivität auf einem kleinen Raum zu erzielen, doch seid gewarnt. Der Versuch, Trauben in den 20 Meter hohen Walnussbaum wachsen zu lassen…ist, gelinde gesagt interessant bei der Lese der Früchte.

ffo

 

8.(*2) Wasser / Feuchtgebiet-Schicht. Dies ist meine erste neue Ebene im Waldgarten. Einige werden sagen, dass ein Wald nicht im Wasser wächst, so dass diese Schicht für den Waldgarten ungeeignet ist. Dem stimme ich nicht zu. Viele Wälder werden von Bächen oder Flüssen durchströmt oder haben Teichen in der Mitte. Es gibt eine ganze Reihe von Pflanzen, die in Feuchtgebieten oder am Rand des Wassers gedeihen. Es gibt viele Pflanzen, die nur im Wasser wachsen. Diese grosse Anzahl von Pflanzen zu ignorieren würde bedeuten, auf viele nützliche Arten, Nahrung, Fasern, Heilmittel, Futtermittel, Tier- Nahrung und Lebensraum, Kompost, Biomasse und vielleicht am wichtigsten, Wasserfiltration durch biologische Sanierung (oder Phytoremediation) zu verzichten. Wir sind gerade dabei, Waldgärten zu gestalten, die bewusst Wassergebiete integrieren, und deswegen ist es Zeit, die Wasser / Feuchtgebiets-Schicht dem Lexikon hinzufügen.

9.(*2) Pilz-Schicht. Dies ist meine zweite neue Ebene für die Waldgärten. Pilz-Netzwerke leben in gesunden Böden. Sie werden auf und sogar innerhalb der Wurzeln der Pflanzen im Waldgarten leben. Dieses unterirdische Pilz-Netzwerk transportiert Nährstoffe und Feuchtigkeit von einem Bereich des Waldes zum anderen je nach den Bedürfnissen der Pflanzen. Es ist ein erstaunliches System, das wir gerade erst zu begreifen beginnen. Da nun mehr und mehr Forschung betrieben wird, wie Myzel zur Bildung und Aufrechterhaltung der Wälder beiträgt, ist es wirklich wichtig, dass diese Schicht nun in die Liste aufgenommen wird. Neben der wichtigen Arbeit dieser Schicht trägt sie zur Entwicklung und Pflege des Waldes bei und bietet von Zeit zu Zeit sogar Pilze, die wir für Nahrung und Medizin nutzen können. Wenn wir mehr Eigeninitiative zeigen, können wir diese Schicht gezielt pflegen und unsere Ernte drastisch erhöhen.

 

Dieses Prinzip ist vielen auch als Permakultur bekannt. Hier habe ich euch einige Links herausgesucht, in denen ihr weitere Informationen finden könnt:

Was ist Permakultur?

Waldgärten

Konkrete Anbauvorschläge eines Gärtners

Planungsbeispiel für einen Hausgarten

Für eine sehr umfassende Beschäftigung mit den Themen der Zusammenarbeit von Gärtner und Natur; der Bedeutung des Bodens, der Bodenlebewesen und der Pflege derselben und auch des liebevollen Zusammenspiels von Nutz- und Ziergarten empfehle ich euch die Lektüre des Klassikers: „Der Biogarten“ von Marie-Luise Kreuter.

*1 in Englisch: Food Forests.

*2 Diese beiden Ergänzungen (über die bisher geläufige Einteilung hinaus) stammen vom Autor des Beitrages, Andrew Martin.