Gefunden auf blavatskytheosophy.com; übersetzt von Taygeta
Das psychische Reich ist nicht dasselbe wie das geistig-spirituelle Reich. Psychisch-mediale Fähigkeiten und Kräfte sind nicht dasselbe wie spirituelle Fähigkeiten und Kräfte. Tatsächlich gibt es nichts Spirituelles daran, ein Medium zu sein.
Viele Menschen vermischen heute die zwei Dinge und scheinen zu denken, dass „psychisch“ (oder „medial“) und „spirituell“ praktisch wie Synonyme sind und dass jemand mit psychischen (= medialen) Fähigkeiten – ob nur behauptet oder tatsächlich bewiesen – zweifellos eine geistig fortgeschrittene oder entwickelte Seele sein muss.
Es ist unklar, woher diese eigentümliche Ansicht stammt, aber es ist sicherlich klar, dass sie nie von einer der spirituellen oder esoterischen Traditionen geäussert wurde. Alle Darstellungen und Lehren der alten Weisheit, in welcher Nation und zu welcher Zeit auch immer, haben immer eine sehr klare und deutliche Grenze zwischen psychisch und spirituell gezogen.
H.P. Blavatsky, Gründerin der Theosophischen Bewegung, hielt sich nie zurück mit ihrer Kritik und aufrichtigen Warnung an diejenigen, die lieber in die psychischen Bereiche und in mediale Erfahrungen eintauchen wollten, statt ihren Verstand und ihre Intelligenz zu gebrauchen und sich um persönliche, echte spirituelle Fortschritte zu bemühen. Sie erklärte, dass ein Hellseher lediglich die Fähigkeit hat, auf einer anderen Ebene der materiellen Dichte zu sehen als eine durchschnittliche Person. Doch sei die Ebene, auf der sie die Dinge sehen und erleben, immer noch (weitgehend) materiell und kaum über der physischen Ebene stehend, unabhängig davon, wie wundersam und aufregend das alles für das Medium selbst erscheinen möge.
Mit dem Begriff „psychisch“ meinen wir nicht nur diejenigen, die sich als Medium, als „Psychiker“ ausgeben und ihre „psychischen Dienstleistungen“ anderen anbieten (oder verkaufen, wie es öfter der Fall ist). Ein Hellseher ist jeder, der dazu neigt, Erfahrungen eines bestimmten Typs und einer bestimmten Natur zu haben. Diese sind im Allgemeinen gekennzeichnet durch
(a) ihre phantastische, sensationelle, emotionale oder dramatische Qualität und deren Inhalt,
(b) ihre Betonung und Fokussierung auf die vermeintliche spirituelle Bedeutung, Grösse oder hohe Natur desjenigen, der die Erfahrung gemacht hat, und
(c) besondere Empfindungen wie das Fühlen „der Berührung durch Engel“ oder das Empfangen offenbarer Besuche von Menschen wie Jesus, Buddha oder der Jungfrau Maria oder das Hören von Stimmen, von denen der Einzelne denkt, dass sie zu geistigen oder göttlichen Wesen gehören.
Jeder, der die heutige spirituelle Szene beobachtet hat, wird sich bewusst sein, dass solche Menschen zu Zehntausenden auf der ganzen Welt zu finden sind, besonders hier im Westen, wo die Unwissenheit über die geringere Natur des Psychismus (auch: Mediumismus, Spiritismus) stärker ist als im Osten.
Diese Menschen – Psychiker / Medien – berichten oft von Visionen oder Erinnerungen an vergangene Leben oder von Einblicken in die Zukunft oder von ausserkörperlichen Erfahrungen, die manchmal täglich oder sogar mehrmals täglich auftreten. Dabei werden sie auch oft in Bezug auf verschiedene Dinge, insbesondere ihre eigene Bedeutung und das Ausmass ihrer eigenen Fähigkeiten, stark getäuscht, und sie neigen dazu, alle ihre Erfahrungen als unfehlbar und korrekt zu betrachten, ohne in Erwägung zu ziehen, dass die Dinge anders sein könnten.
Sie fühlen sich auch oft hingezogen zu solchen Beschäftigungen wie Medialität, Spiritualismus, Channelling, zu den „Lichtarbeiter“- oder „Aufstiegs“-Gemeinschaften innerhalb der New-Age-Bewegung, zu „Engelslesungen“, Kristallsitzungen und dergleichen, und sie neigen dazu, sehr uninteressiert oder sogar abweisend gegenüber jeder Form von Spiritualität zu sein, die eine authentische, intelligente, logische oder philosophische Grundlage hat. Dem Denken ziehen sie das Fühlen und Spüren vor. Sie mögen zwar sehr Herz-orientiert sein, aber sie kombinieren oft nicht wirklich Herz und Kopf, was das Ideal ist.
Es ist relativ einfach für einen Menschen, mediale Erfahrungen zu machen. Einige besitzen solche Neigungen aufgrund früherer Leben, während andere sie in der gegenwärtigen Lebenszeit entwickeln, oft unbeabsichtigt und als Ergebnis schädlicher spiritueller Praktiken wie dem Versuch, die Kundalini zu erwecken, oder dem Versuch, Kontakt mit Wesen in anderen Bereichen aufzunehmen, dem Versuch, das Dritte Auge zu öffnen oder als folge von undisziplinierten Meditationspraktiken, etc.
Das psychische Reich liegt nur eine Ebene über der physischen Welt und durchdringt sie in der Tat sogar weitgehend. Vor diesem Hintergrund können wir besser verstehen, warum die psychische Ebene – oder die astrale Ebene oder das astrale Licht, wie es auch in der Theosophie genannt wird – als die unsichtbare Atmosphäre um das Erdenreich herum bezeichnet wird, und warum es unauslöschlich durch alle Gedanken, Worte, Gefühle, Phantasien, Erfahrungen und Handlungen der Menschheit, in der Vergangenheit und der Gegenwart, geprägt wird. In einem sehr realen Sinne ist es eine Art „kollektives Unbewusstes“. Seine Inhalte, Bilder und Bewohner werden ausschliesslich von der physischen Ebene abgeleitet.
So ist Mediumismus im Grunde eher etwas Irdisches und Materielles als etwas Spirituelles und Göttliches. Wenn man in dieses riesige Reich eintritt, öffnet man sich sofort für Täuschung, Wahnvorstellung und Verwechslung. Voll von Bildern, Landschaften und Wesen, die echt und authentisch zu sein scheinen, führt es leicht dazu, dass nicht nur die Hellseher irregeleitet wird, sondern auch alle jede, die dumm oder leichtgläubig genug sind, um den Worten und Behauptungen von solchen Personen uneingeschränkt Glauben zu schenken.
Es ist durchaus möglich, dass ein Hellseher gelegentlich Einblicke in Dinge aus einer höheren und zuverlässigeren Dimension hat, aber dies ist selten der Fall, und die resultierenden Aussagen neigen dazu, von Dingen psychisch-astraler Natur so gefärbt zu werden, dass sie praktisch wertlos und nicht entzifferbar werden. Madame Blavatsky beschrieb das psychische Reich als „den grossen Betrüger“ und betonte, dass eine psychische Vision niemals über die astrale Ebene – die sie als das Reich der Täuschung und Illusion par excellence bezeichnete – hinausdringen kann.
Es stimmt, dass es sieben Unterebenen der astralen Ebene gibt, denn alle Manifestationen sind von siebenfacher Natur, aber selbst wenn ein einzelner Mensch bis zur höchsten der Unterebenen vordringen könnte, wäre er oder sie immer noch nur in der psychischen Umgebung und in der Anziehungskraft unserer Erde, und diese Ebene wird bevölkert von den psychischen Abfällen der Menschheit, die eher bösartig und schädlich als gut und nützlich sind.
Wahres authentisches Hellsehen, Hellhören usw. ist nicht psychisch, sondern spirituell. Der Unterschied zwischen den beiden ist der Unterschied zwischen Tageslicht und Dunkelheit. Man kann mit Sicherheit sagen, dass jene hoch entwickelten Seelen, die im Besitz eines wahren spirituellen Hellsehens sind, immer darüber schweigen und gleichzeitig, schweigend, weise und intelligent zum Wohle der Menschheit arbeiten, ohne jemals die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie wissen, dass sie im reinen Bereich des Geistigen arbeiten und vermeiden das verschmutzte Wasser des psychischen Hellsehers wie eine Plage.
Meister Kuthumi schrieb, dass 99% aller sogenannten spirituellen Erfahrungen eigentlich falsch sind. Wie sich gezeigt hat, steht das Psychische als Barriere im Weg zwischen dem Individuum und den hohen geistigen Reichen. Es ist keine Hilfe für das spirituelle Leben, sondern ein Hindernis. Es gibt nichts Spirituelles daran, ein Medium zu sein.
Aber was Dinge wie das oben erwähnte hohe und reine spirituelle Hellsehen betrifft, so sollten wir realistisch, vernünftig und bescheiden sein und akzeptieren, dass nur sehr wenige von uns eine Chance haben, in diesem gegenwärtigen Leben solche Ebenen zu erreichen oder solche Fähigkeiten zu entwickeln. Und was soll’s? Wir haben sowieso keinen wirklichen Grund dazu. Was wir dringend entwickeln, praktizieren und vervollkommnen müssen, sind die Qualitäten von Liebe, Weisheit und Mitgefühl.
Was wir brauchen, sind die denkwürdigen Worte aus „Die Stimme des Schweigens“:
„Zum Wohle der Menschheit zu leben ist der erste Schritt. Die sechs glorreichen Tugenden zu praktizieren, ist die zweite.“
Die sechs Tugenden sind die so genannten Paramitas, die im Mahayana-Buddhismus als Dana (Geben), Shila (moralische Disziplin), Kshanti (Geduld), Virya (Anstrengung), Dhyana (meditative Konzentration) und Prajna (Weisheit) genannt werden. Das ist es, was die Theosophie empfiehlt und fördert, und nicht Versuche, die medialen Fähigkeiten zu entwickeln.
Die Vorstellung von den Paramitas und von Liebe und Mitgefühl und selbstlosem Dienst an der Menschheit mag nicht aufregend und faszinierend klingen, im Gegensatz zu bestimmten psychischen Erfahrungen, aber diese sind wirklich spirituelle Tugenden und nehmen die Seele und höhere Fähigkeiten des Menschen in Anspruch, und sie gehen weit über seine psychische Natur hinaus. Sie sind es, die von bleibendem und dauerhaftem Wert sind, und die den festen Grund für die Entwicklung echter spiritueller Fähigkeiten und Kräfte in späteren Lebensphasen bilden, während die Erfahrungen und Praktiken im psychisch-medialen Bereich im Gesamtplan der Dinge fast wertlos sind. Diese letzteren sind nur dann von Wert und Nutzen, wenn der Einzelne ihre illusorische und täuschende Natur erkennt und erlernt und damit aufhört, ihnen unbedingten Glauben zu schenken oder Hunger nach ihnen zu haben.
Es ist unmöglich zu sagen, wie viele Hundert oder Tausende von Menschen, die einen positiven und effektiven Unterschied in dieser Welt hätten machen können, am Ende ruiniert und innerlich zerrissen sind, weil sie in die weit geöffnete Falle des Psychismus geraten sind. Es ist eine der Methoden, die von den Feinden der Menschheit verwendet wird, um den spirituellen Fortschritt vielversprechender, aber unwissender Seelen zu sabotieren, die sonst wirksame Botschafter für die Sache der Spiritualität in der Welt hätten werden können.
Es ist zu hoffen, dass dieser Artikel zumindest einen Teil dazu beitragen kann, anderen zu helfen, einen solchen Fehler zu vermeiden.
„Wir müssen tun, was Buddha seinen Jüngern gesagt hat: predigen, verkünden, erklären, veranschaulichen, illustrieren und im Detail all die grossen Dinge klarstellen, die wir gelernt haben. Das ist unsere Arbeit, und nicht das Hervorbringen von überraschenden Dingen über Hellsehen und andere astrale Angelegenheiten, und auch nicht die Blendung der wissenschaftlichen Augen durch Entdeckungen, die für sie unmöglich, aber für den Okkultisten einfach sind. Der Plan des Meisters hat sich nicht geändert. Er hat ihn vor langer Zeit vorgegeben. Es geht darum, die Welt insgesamt besser zu machen, einen richtigen Boden zu schaffen für das Herauswachsen aus den Kräften der Seele, die gefährlich sind, wenn sie aus unserem gegenwärtigen egoistischen Boden erscheinen. Es ist nicht die Schwarze Loge, die versucht, die psychische Entwicklung zurückzuhalten; es ist die Weisse Loge. Der Schwarze würde jetzt gerne alle psychischen Kräfte in voller Blüte haben, denn durch unsere bösen, gemeinen, scheinheiligen und geldgierigen Menschen würden sie bald die Rasse zerstören.“
~ William Quan Judge, The Closing Cycle
Einer der besten und wahrsten Beiträge die ich in letzter Zeit gelesen habe!
Es ist von äußerster Wichtigkeit diese Unterscheidung zu machen und nicht auf den Schein mancher selbsternannten „esoterischen“ oder „spirituellen“ Menschen hereinzufallen welche so oft ihre Erfahrungen und Wissen aus dem „Reich der Täuschung und Illusion par excellence“ holen.
Danke dafür!