Von Gary Z. McGee auf fractalenlightenment.com
„Wann immer ein Gralsritter versuchte, einem Weg zu folgen, der von jemand anderem gemacht wurde, ging er gänzlich in die Irre. Wo immer es einen Weg oder einen Pfad gibt, sind es die Fussstapfen eines anderen. Jeder von uns muss seinen eigenen Weg finden. Niemand kann dir eine Mythologie vorgeben.“ ~ Joseph Campbell
Was ist der Gott in dir?
Es ist der Teil von dir, der versteht, dass alles mit allem anderen verbunden ist. Es ist dein ungebundenes Selbst auf der Suche nach Verbindung. Es ist deine Unabhängigkeit auf der Suche nach Eigenständigkeit.
Es ist der Teil von dir, der versteht, dass Religionen lediglich Sprungbretter für wahre Spiritualität sind.
Kurz gesagt: Der Gott in dir ist ein spirituell Suchender. Die Suche ist das Ding, nicht das, was gefunden wird. Es geht um die Reise, nicht um das Ziel.
Spirituelle Sucher sind diejenigen, die nicht das orthodoxe Kool-Aid trinken, sie sind nicht diejenigen, die sich auf veraltete religiöse Krücken stützen, es sind diejenigen, die alle engstirnigen Argumente noch und noch in Frage stellen. Sie waren schon immer die ‘schwarzen Schafe’ des Universums. So soll es sein.
Spirituell Suchende trachten nicht danach, einem Gott zu folgen. Sie folgen nicht einfach dieser oder jener Partei, diesem oder jenem Gesetz oder Gebot. Sie folgen einfach dem Gott in sich selbst, und dieser Gott in sich selbst ist ein Fragender, ein Erforscher und ein Schöpfer.
Nach der Bedeutung suchen
„Die Perle enthält immer auch ein Griesskörnchen, eine Irritation, aber sie ist auch Glanz.“ ~ James Hillman
Der Gott in dir selbst, der spirituell Suchende in dir, ist immer auch ein Griesskörnchen. Aber das ist in Ordnung. Es ist gut, Griess zu sein. Wo Griess ist, entsteht Aktion. Vor allem, wenn das Universum sich an diesem Griesskörnchen reibt und die mystische Reibung erzeugt, die zum Glanz der Perle wird.
Der Weg des spirituell Suchenden besteht darin, sich am Universum zu reiben, Dinge in Frage zu stellen. Vor allem den ursprünglichen Sinn. Es ist auch ein Geben und Nehmen, ein meditativer Tanz mit dem Kosmos. Einatmen, ausatmen. Frage raus, Antwort rein. Habe keine Angst vor Unbehagen oder Aufregung. Das ist ganz normal. Denn, wie Rumi diese Herausforderung formulierte: „Wenn du bei jedem Reiben irritiert bist, wie soll dann dein Spiegel poliert werden?“
Der Schlüssel ist, sich nicht auf irgendwelche Antworten zu verlassen. Nicht alle Eier in einen einzigen Korb zu legen. Sich nicht auf ein einziges Gedankenfundament festzulegen. Wie Aristoteles sagte:
„Es ist das Zeichen eines gebildeten Geistes, einen Gedanken zu erwägen, ohne ihn sogleich zu akzeptieren.“
Lass alles einfach durch hindurchfliessen. Fahre fort mit Hinterfragen. Schwimme weiter. Suche weiter.
Stelle die Dinge in Frage, während du einatmest, beantworte die Dinge, während du ausatmest. Dann gib die Antwort heraus und frage/atme wieder ein. Wiederhole das so lange, bis du eine glänzende Perle geworden bist, ein Diamant im Rohzustand. Und dann wiederhole es immer wieder, ohne zu vergessen, dass ein Teil von dir immer Griess und Kohle sein wird.
Die Bedeutung erforschen
„Wenn du dich immer wieder neu verlieben kannst, wenn du immer neu vergeben und vergessen kannst, wenn du dabei nicht sauer, mürrisch, bitter und zynisch wirst … dann hast du es (ein gut gelebtes Leben) schon halb im Sack.“ ~ Henry Miller
Der Gott in dir sehnt sich danach, sich mit dem Gott in anderen zu verbinden. Das ist das Herz von Namaste [‘der Gott in mir grüsst den Gott in dir’]. Eine Möglichkeit, wie der Gott in dir sich mit dem Gott in anderen verbinden kann, besteht darin, den Sinn zu erforschen, den andere geschaffen haben. Auf den Schultern von Riesen zu stehen ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, genau das zu tun.
Lese dazu bei uns: Zen und die Kunst auf den Schultern von Riesen zu stehen
Ein spirituell Suchender steht auf den Schultern von Jesus, Buddha und Nietzsche. Nicht nur, um den Sinngehalt zu erforschen, den sie geschaffen haben, sondern auch um zu versuchen, ihre einzigartigen Bedeutungen miteinander zu verbinden und dies in das Leitmotiv des Menschen zu projizieren, weiter hinan auf dem Weg der Evolution des Bewusstseins.
In der Tat steht der Gott in dir auf dem Gott in anderen – um weiter sehen zu können, als sie es konnten. Um sich tiefer zu verbinden, als sie es taten. Um Energien und Wissen anzuzapfen, was ihnen nicht zugänglich war.
Buddha hatte keinen Jesus, auf den er sich stützen konnte. Jesus hatte keinen Nietzsche, auf den er sich stützen konnte. Aber Nietzsche hatte auch nicht dich, auf den er sich stützen konnte. Und so weiter und so fort, weiter in der spirituell-philosophischen Evolution der Spezies.
Erforsche also die Sinndeutungen der anderen. Begebe dich auf philosophische Abenteuer. Springe von Riese zu Riese. Immer im Gedanken daran, weiter zu hinterfragen, weiter zu springen.
Denn, wie Anais Nin weise sagte: „Das Leben ist ein Prozess des Werdens, eine Kombination von Zuständen, die wir durchlaufen müssen. Woran die Menschen scheitern, ist, dass sie einen Zustand wählen und in ihm bleiben wollen. Das ist eine Art von Tod.“
Bedeutung schaffen
„Spiele! Erfinde die Welt! Erfinde die Wirklichkeit!“ ~ Vladimir Nabokov
Der Gott in dir wird immer näher an deinem Inneren Kind sein als alles andere. Es ist der Teil von dir, der den Kontakt zum Geist des Anfängers nicht verloren hat.
Egal, wie viele Philosophien du gemeistert hast, oder wie viele Wissensgebiete du verdaut hast, oder wie viele Religionen du auswendig gelernt und wiedergekäut hast, der Gott in dir bringt dich immer zurück zum Geist des Anfängers. Zurück zur schöpferischen Unschuld.
Das Schöne ist, dass du immer auch Erfahrungen gewonnen hast, die du in den Mix einbringen kannst. Du hast die Dinge bis zum x-ten Grad in Frage gestellt. Du hast auf den Schultern von Giganten gestanden. Das alles ist ein köstliches Muskelgedächtnis in dir.
Jetzt ist es an der Zeit, die Perle zu sein, trotz (oder gerade wegen) der Reibung, der Diamant zu sein, trotz (oder gerade wegen) des Groben. Der Geist des Anfängers hält uns demütig, indem er uns daran erinnert, dass wir immer noch Reibung Schaffendes und Kohle sind, aber er befähigt uns auch, kreativ damit umzugehen, eine Perle und ein Diamant geworden zu sein.
Eine Perle und ein Diamant zu sein bedeutet, kreativ zu sein. Es bedeutet, seine Vorstellungskraft als Werkzeug zu nutzen, das eine gesunde und fortschrittliche Evolution für die Spezies in Gang setzt. Es bedeutet, seine eigene Bedeutung zu erschaffen. Es bedeutet, alles, was man gelernt haben, mit Demut und einem guten Sinn für Humor in Betracht zu ziehen und daraus Magie zu machen.
Der Gott in dir sehnt sich nach Sinngebung, und er sehnt sich mehr als alles andere danach, deine eigene Bedeutung zu erschaffen. Deine eigene Bedeutung zu erschaffen heisst, alle Antworten, die du hinterfragt hast, und alle Bedeutungen, die du gesammelt hast, zu nehmen und sie auf eine Weise zu verbinden, wie es noch nie zuvor geschehen ist.
Es ist deine endliche Fibonacci-Folge, die nach dem unendlichen Phi strebt. Es ist deine Menschlichkeit, die die Brücke zum Übermenschen überquert. Es ist deine Initiation, einer der Giganten zu werden. Es ist dein kosmischer Fingerabdruck, der wie eine uralte Rune auf der Seite der Evolution leuchtet.
Es ist dein Unsterblichkeitsprojekt. Es ist deine selbst beigebrachte Philosophie. Und nur der Gott in dir kann es erschaffen.
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Bildquellen:
Arc of Grace
Naoto Hattori image
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„Aus meiner Sicht, kann Gott nichts erschaffen, da es nur das All-Eine geistige Bewusstsein ist und nur in der Lage ist, sein Bewusstsein in unendlich viele Teile zu teilen, aus dem Gedanken kommen. Die Energie der Gedanken sind so stark, daß wir das vermeintliche Leben im physischen Raum in einem vermeintlich physischen Körper für wahr halten. Doch es ist Maja (es ist Illusion). Bewusstsein und Gedanken erzeugen KEINE Materie, sondern nur die Illusion davon“.
Das All-Eine geistige Bewusstsein ist Gott in Aktion!