Gefunden auf wakingtimes, geschrieben von Gary Z McGee, übersetzt von Antares
„Die Schlange, die ihre Haut nicht abwerfen kann, muss sterben. Das trifft ebenfalls für den Geist zu, der daran gehindert wird, seine Meinung zu ändern; er hört auf, Geist zu sein.“ ~ Friedrich Nietzsche
Wenn du lebendig wärst – wenn du wählen würdest, ein genau betrachtetes, ein erfülltes Leben, ein selbstverwirklichtes Leben, ein gut gelebtes Leben zu leben – dann wählst du nicht angstvoll den sicheren Weg aus, den Jung „Die Strasse des Todes“ nannte. Du entscheidest dich stattdessen, den Mut aufzubringen, dich den Prüfungen und Schwierigkeiten eines abenteuerlichen Pfades zu stellen, einer Strasse voller Gefahren und Risiken.
Auf der Brücke vom Menschen zum Übermenschen gibt es keinen Platz für halbherzige Lebensstile und Herdeninstinkte. Es gibt keinen Platz für auf Angst basierende Perspektiven und feige Ausreden. Es gibt keinen Platz für den sich-in- Sicherheiten-Wäger und den Saubermann, die sich an Komfort und Licht klammern. Die Brücke ist zu enggefasst für Engstirnigkeit. Sie ist zu schattig für jene, die ihre eigenen Schatten nicht versöhnt haben. Sie ist überladen mit dunklen Nächten für jeden, der noch keine Dunkle Nacht der Seele erlebt hat. Sie ist zu schmerzhaft real für diejenigen, die die Matrix nicht überwunden haben und die die Wüste des Realen nicht mit offenen Armen begrüssen.
Die Brücke ist nur für mutige Selbstverwirklicher und heroische Selbstüberwinder. Wenn deine Absicht nicht die der Selbstverwirklichung und Selbstüberwindung ist, dann gehe einfach aus dem Weg. Blockiere nicht diejenigen mit einem vollen Herzen, nur weil dein Herz leer ist. Besser noch: Fülle dein Herz mit Mut. Verbinde dich mit den Reihen der gesunden progressiven Evolution. „Ich lehre euch den Übermenschen“, schreibt Nietzsche. „Der Mensch ist etwas, das überwunden werden sollte. Was hast du getan, um ihn zu überwinden?“
Wage den Mutsprung:
„Jedes wertvolle Menschenwesen muss ein Radikaler und ein Rebell sein, denn sein Ziel ist es, die Dinge besser zu machen, als sie sind.“ Niels Bohr
Kannst du die Einengung in deiner Komfortzone spüren? Wie eine schwere Rettungsweste, die dich runterzieht? Wie eine zu sichere Zwangsjacke, die dich vor Schaden bewahrt?
Kannst du den warmen Schein der Zufriedenheit spüren, der dich leise stagniert? Verursachend, dass du dich so fühlst, als ob du es irgendwie geschafft hättest? Kannst du den sicheren Druck des Status quo spüren, der dich auf Linie hält? Verursachend, dass du blindlings akzeptierst, myopisch zu glauben, dass du es irgendwie herausgefunden hast?
Einen Mutsprung zu wagen, bedeutet, dich wagemutig diesen Gefühlen zu entziehen. Das ermutigt dich, aus deiner Komfortzone herauszutreten. Dich zu erdreisten, selbst zu denken, statt zu glauben, die Dinge in Betracht zu ziehen, statt dich auf Überzeugungen zu verlassen. Es inspiriert dich, trotz deiner Angst heldenhaft zu sein.
Schau, das verstehe ich. Innerhalb der Komfortzone ist alles sicher und warm, gelöst und enträtselt. Jedoch gibt es dort auch keinerlei Abenteuer. Es gibt keine Risiken. Es gibt keine Herausforderungen. Da ist alles darin, was dir hilft zu heilen, es ist ein grossartiger Ort, deine Wunden zu lecken, aber es gibt nichts, was dir hilft zu wachsen.
Gesundes Wachstum, jene Art von Wachstum, die Widerstandsfähigkeit und Robustheit aufbaut, kann nur ausserhalb der Komfortzone erreicht werden. Man muss ein Risiko eingehen. Wie Nietzsche sagte: „Der Mensch ist ein Seil, angebunden zwischen Bestie und Übermensch – ein Seil über einem Abgrund. Ein gefährliches Kreuz-und-quer, ein gefährliches Unterwegssein, ein gefährlicher Rückblick, ein gefährliches Schaudern und Anhalten.“
Innerhalb der Komfortzone gibt es Besänftigung, Beruhigung und Mitleid. Es gibt alles, was uns beruhigt hält und zufrieden stellt. Da ist Gott mit seinen glänzenden Versprechungen und Hochglanz Plattitüden, die uns verhätschelt halten und verweichlicht und uns dieses warme, verschwommene Gefühl geben. Aber es gibt kein Wachstum. Es gibt keine Fragen. Es gibt keinen Humor. Es gibt keine Förderung der Evolution.
Ausserhalb der Komfortzone ist Gott tot. Oder zumindest ist Gott ein Garten. Ein riesiger und vitaler Garten, gefüllt mit dem Kompost eines jeden vom Menschen geschaffenen Gottes, der jemals existiert hat, verfault wie vergötterter Dünger für die zukünftige Befruchtung immer verbesserter und immer modernisierter Götter.
Leider Gottes kann die Brücke vom Mensch zum Übermenschen nur ausserhalb unserer Komfortzonen gebaut werden. Die Brücke zu bauen ist ein Abenteuer. Es wird etwas erbaut, in das man hineinwachsen kann. Es baut Gott wieder neu auf. Dies erbaut einen Weg in die Göttlichkeit und die kreative Evolution. Wahrhaftig, wir stehen auf dem Leichnam Gottes, um unseren Platz als Götter-im-Werden selbst zu verwirklichen.
Die Brücke aus den Knochen von Gott (und der Riesen) bauen:
„Wir sind alle die Mütter Gottes, denn Gott muss immer wiedergeboren werden.“ ~Meister Eckhart
Die Brücke ist ein Symbol für das Wiederaufleben, für eine kreative Renaissance, eine geistige Wiedergeburt, eine existentielle Wiederauferstehung. Die Brücke ist ein Pfad, jedoch ist sie ebenfalls eine Kreuzung – ein knurrendes Nebeneinanderliegen. Sie wurde aus den veralteten Knochen Gottes gebaut hin zum erneuerten Ende der schöpferischen Evolution. Sie wird mit existenziellem Kleber fixiert. Sie ist stabiler als jede Brücke, die jemals geschaffen wurde, doch ist sie von einem wütenden Abgrund umgeben, und sie ist niemals fertig gestellt.
Wir sind alle bis zu einem gewissen Grade Architekten dieser Brücke. Einige von uns sind sich dessen gewahr, jedoch die meisten von uns nicht. Die meisten von uns sind voller Unordnung und stecken in Notlösungsideologien fest. Wir sind zusammengedrängt und klemmen in einen Nadelöhr vor der Kreuzung. Unfähig, uns selbst zu verwirklichen. Unfähig, uns selbst zu überwinden. Unfähig zu sehen, wie alles mit allem anderen verbunden ist. Wie vorerleuchtete Rumis sind wir unfähig zu sehen, dass die Tür zu unserem Gefängnis weit offen steht. Und das war schon immer so.
Die Brücke vom Menschen zum Übermenschen zu bauen, bedeutet, sich proaktiv zu engagieren und der Aufgeschlossenheit, der geistigen Weite zum Durchbruch zu verhelfen durch Selbstverwirklichung und Selbstüberwindung. Es ist die Hinzufügung von Gewahrsein. Es schiesst existentielle Leuchtgeschosse los. Es hebt die kreative Entwicklung durch mutige Interdependenz hervor.
Die Knochen von Gott sind fest und unerschütterlich. Solider Grund, auf dem man sich bewegen kann, immer vorwärts, immer überwindend, sich immer weiter entwickelnd. Es hebt den Newtonschen Begriff „auf den Schultern von Riesen stehen“ auf die nächste Ebene. Es ist Meta-Wahrnehmung. Wir stehen auf den Knochen von Gott, um weiter zu blicken als Gott. Um die menschliche Phantasie und den Einfallsreichtum stets und ständig voranzutreiben. Um zu wachsen und weiterhin zu wachsen, trotz des Komforts der Kreaturen, der Herdeninstinkte und der psychosozialen Probleme.
Die Brücke zu bauen beginnt damit, dass jeder von uns die persönliche Verantwortung für seinen Beitrag zur menschlichen Evolution übernimmt. Wahrhaftig. Wir alle tragen die Knochen Gottes. Selbstüberwindung bedeutet, die Zügel unseres Lebens in die eigenen Hände zu nehmen und proaktiv das zu verbessern, was wir gestern waren. Es ist eine personalisierte Fibonacci-Sequenz (Selbstverbesserung), die nach Phi (Erleuchtung) strebt, worin sich unsere eigene Entwicklung über eine individualisierte progressive Evolution behauptet, die letztlich zur Evolution der Spezies beitragen wird.
Wenn du Nietzsche auf der Brücke triffst, töte ihn:
„Wenn du den Buddha auf der Strasse triffst, vernichte ihn.“ ~Linji
Wie Zen-Meister Shunryu Suzuki in Zen Mind, Beginner’s Mind, schrieb: „Lösche den Buddha aus, wenn der Buddha woanders existiert. Vernichte den Buddha, denn du solltest deine eigene Buddha-Natur wieder aufnehmen.“ Ebenso sollten wir unsere Vorstellung von Selbstbeherrschung vernichten, um unsere Meisterschaft weiter zu verbessern. Betrachte es als eine Art recycelte Meisterschaft, bei der wir die Meisterschaft von gestern in die erneut gemeisterte Meisterschaft von heute umwandeln.
Dies trifft auf das Konzept der Vergöttlichung selbst zu. Um nicht in einem bestimmten Wachstumszustand stecken zu bleiben, ist es wichtig, dass wir die Vorstellung, dass wir „angekommen“ sind, „vernichten“. Dass unsere Evolution irgendwie „vollständig“ ist. Dass es nichts Weiteres gibt, um zu wachsen, nichts in Frage zu stellen, nichts zu überwinden. Denn es wird immer etwas geben, in das man hineinwachsen, das man hinterfragen und überwinden kann. Es wird immer eine unermessliche Unendlichkeit geben, nach der unsere begrenzte Endlichkeit streben muss. Wahrhaftig. Die Brücke vom Menschen zum Übermenschen wird immer weiter in die unendliche Zukunft hinein gebaut.
Das Vernichten von Buddha (Gott) auf der Strasse und das Vernichten von Nietzsche (Gottheit) auf der Brücke ist unverzichtbar, um die schöpferische Entwicklung im Blick zu behalten, um nicht an einer konkreten Vorstellung der Wahrheit hängen zu bleiben. Die Brücke vom Menschen zum Übermenschen ist gefüllt mit den veralteten Knochen toter Götter und den ausgebrannten Hüllen veralteter Wahrheiten. Wie James Russel Lowell sagte: „Die Zeit macht die alten Zeiten ungehobelt.“
Diejenigen, die proaktiv und mutig die Brücke bauen, verstehen, dass die Wahrheit eine wankelmütige Bestie ist. Fast so wankelmütig wie die menschliche Fehlbarkeit. Aus beiden Gründen recyceln diejenigen, die die Brücke bauen, konsequent ihre eigene Meisterschaft.
Am Ende des Tages ist die Brücke vom Menschen zum Übermenschen ein Prozess der Selbstverwirklichung und Selbstüberwindung. Es ist die kollektive Personifizierung der kreativen Evolution. Wir bauen die Brücke, um einen flexiblen und formbaren Weg zur Gottheit anzubieten. Wir bauen weiterhin, zerstören und bauen wieder, damit das vergangene Wachstum angefügt wird, ohne davon abgezogen zu werden – an die gesunde und fortschreitende Evolution der Spezies. Wir stehen im Angesicht des Abgrundes und ehren einander … „Bezwinger: das (r)evolutionäre Potential in mir ehrt das (r)evolutionäre Potential in dir.“
Großartig der Nietsche , und ein schön ausführlicher Bericht .
L.G.