am 6. September 2020 auf RT veröffentlicht, übersetzt von Alkione

Von Malcolm Kendrick, Arzt und Autor, der als Allgemeinmediziner im National Health Service in England arbeitet. Sein Blog kann hier gelesen werden und sein Buch ‚Doctoring Data – Wie man medizinischen Rat von medizinischem Unsinn unterscheidet‘ ist hier erhältlich.

Im Februar sagte der US-amerikanische Covid-Guru Anthony Fauci voraus, dass das Virus „einer schweren Grippe ähnelt“ und daher etwa 0,1 Prozent der Menschen töten würde. Dann wurden die Vorhersagen zur Sterblichkeitsrate irgendwie durcheinander gebracht, so dass es zehnmal schlimmer aussah.

Wenn man alles andere herausnimmt, ergibt sich der Grund für den Lockdown aus einer einzigen Zahl: einem Prozent. Das war die Vorhersage, dass Covid, wenn es nicht eingedämmt werden würde, etwa ein Prozent von uns töten würde.

Ihr denkt vielleicht nicht, dass dieser Prozentsatz enorm ist, aber ein Prozent der Weltbevölkerung sind 70 Millionen Menschen – und das ist eine Menge. Das würde 3,2 Millionen tote Amerikaner und 670.000 tote Briten bedeuten.

Aber woher kam diese Zahl von einem Prozent? Vielleicht fällt es euch schwer, das zu glauben, aber diese Zahl ist durch einen Fehler entstanden. Eine ziemlich grosse Sache, um einen Fehler zu machen, aber genau das ist passiert.

Solche Dinge kommen vor. Am 23. September 1998 verlor die NASA den Kontakt mit dem Mars Climate Orbiter dauerhaft. Er sollte den Planeten mit Blick auf das Wetter immer wieder umrunden, aber stattdessen traf er mit etwa 5.000 Meilen pro Stunde auf den Mars und explodierte in winzige Fragmente. Er hat das Wetter nicht gemessen; er wurde zum Wetter – jedenfalls für ein paar Sekunden.

Eine Untersuchung ergab später, dass die Katastrophe geschah, weil die Ingenieure die falschen Einheiten verwendet hatten. Sie haben bei ihren Berechnungen die Pfund-Sekunden nicht in Newton-Sekunden umgerechnet. Imperial, nicht metrisch. Dies war, wie gesagt, die NASA. Eine Organisation, die nicht ganz voller Schwachköpfe war.

Jetzt haben wir, ihr und ich, wahrscheinlich keine Ahnung, was der Unterschied zwischen einer Pfund-Sekunde und einer Newton-Sekunde ist (es sind 0,67 – ich habe es nachgeschlagen). Aber ihr würdet irgendwie erwarten, dass die NASA es wüsste. Tatsächlich bin ich mir sicher, dass sie es weiss, aber sie haben es nicht bemerkt, so dass die Zahlen falsch herauskamen. Der anfängliche Fehler wurde gemacht und in die Zahlen eingearbeitet.

Bumm!

Bei Covid ist ein ähnlicher Fehler passiert. Eine Art von Todesfallrate wurde durch eine andere ersetzt. Die falsche Rate wurde dann zur Vorhersage der wahrscheinlichen Sterblichkeitsrate verwendet – und wie bei der NASA hat niemand den Fehler bemerkt.

Um zu verstehen, was passiert ist, muss man den Unterschied zwischen zwei medizinischen Begriffen verstehen, die gleich klingen – aber völlig verschieden sind. Eher wie eine Pfund-Sekunde oder eine Newton-Sekunde.

Welche Sterblichkeitsrate, sagtest du?

Da ist zunächst die Infektionstodesrate (IFR). Das ist die Gesamtzahl der Menschen, die mit einer Krankheit infiziert sind, und die Anzahl derer, die daran sterben. Diese Zahl schliesst diejenigen ein, die überhaupt keine oder nur sehr leichte Symptome haben – diejenigen, die zu Hause blieben, ein wenig husteten und den Ausbruch beobachteten.

Dann gibt es noch die Falltodesrate (Case Fatality Rate, CFR). Das ist die Zahl der Menschen mit schweren Symptomen, die wahrscheinlich krank genug sind, um ins Krankenhaus zu gehen. Es liegt auf der Hand, dass Menschen, die schwer krank sind – die „Fälle“ – eine höhere Sterblichkeitsrate haben werden als die Infizierten, von denen viele keine Symptome haben. Einfach ausgedrückt – alle Fälle sind Infektionen, aber nicht alle Infektionen sind Fälle.

Das bedeutet, dass die CFR immer weit höher sein wird als die IFR. Bei der Influenza ist die CFR etwa zehnmal so hoch wie die IFR. Covid scheint einen ähnlichen Anteil zu haben.

Nun, offensichtlich möchte man diese Zahlen nicht durcheinander bringen. Auf diese Weise würde man die Auswirkungen von Covid entweder wahnsinnig überschätzen oder wahnsinnig unterschätzen. Aber sie haben diese Zahlen verwechselt.

Der Fehler begann in Amerika, endete dort aber nicht. Im Gesundheitswesen sind die USA sehr wohl diejenigen, die den Ton angeben. Die Zahlen, auf die sie kommen, werden weltweit verwendet.

Am 28. Februar 2020 wurde vom Nationalen Institut für Allergie und Infektionskrankheiten und den Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (Centers for Disease Control and Prevention, CDC) ein Leitartikel veröffentlicht. Er wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht und dort stand:

… die gesamten klinischen Folgen von Covid-19 könnten letztlich eher denen einer schweren saisonalen Grippe ähneln.

Sie fügten hinzu, dass die Grippe einen CFR von etwa 0,1 Prozent hat. Jeder tausendste Mensch, der sie schlimm erwischt, stirbt.

Aber die zitierte CFR für Influenza war zehnmal zu niedrig – sie wollten eigentlich sagen, dass die IFR, die Infektions-Todesrate, für Influenza 0,1 Prozent beträgt. Das war ihr – im wahrsten Sinne des Wortes – tödlicher Fehler.

Der Fehler wurde noch verschlimmert. Am 11. März sagten dieselben Experten vor dem Kongress aus und erklärten, dass Covids CFR wahrscheinlich bei etwa einem Prozent liege, so dass eine Person von Hundert schwer erkrankten Menschen sterben würde. Was sich im Laufe der Zeit als ziemlich zutreffend erwiesen hat.

Bei diesem Treffen verglichen sie die wahrscheinlichen Auswirkungen von Covid mit der Grippe. Aber sie benutzten den falschen CFR für Grippe, den, der im vorherigen NEJM-Leitartikel angegeben wurde. 0,1 Prozent oder eins zu tausend. Derjenige, der zehnmal zu niedrig war.

Grippe-Rate 1.000 – Covid-Rate 10.000

Sie stimmten also die einprozentige CFR von Covid mit der falschen 0,1-prozentigen CFR von Grippe ab. Plötzlich sollte Covid zehnmal so tödlich sein.

Wenn die Grippe 50 Menschen töten würde, würde Covid 500 töten. Wenn die Grippe eine Million Menschen töten würde, würde Covid 10 Millionen erreichen. Kein Wunder, dass der Kongress und dann die Welt in Panik gerieten. Denn man sagte ihnen, dass Covid zehnmal schlimmer als die Grippe sein würde. Sie konnten allein in den USA drei Millionen Todesopfer sehen, weltweit 70 Millionen.

Ich erwarte weder von euch noch von mir, dass wir diese Art von Dingen richtig machen. Aber ich erwarte verdammt noch mal, dass die Experten dies tun. Das haben sie nicht. Sie haben IFR und CFR verwechselt und die wahrscheinlichen Auswirkungen von Covid um das 10-fache multipliziert.

In dem Bericht Lehren für die öffentliche Gesundheit aus Verzerrungen bei der Überschätzung der Coronavirus-Sterblichkeit gezogen heisst es:

Am 11. März 2020 wurde der Kongress auf der Grundlage der damals verfügbaren Daten darüber informiert, dass die geschätzte Sterblichkeitsrate beim Coronavirus zehnmal höher war als bei der saisonalen Grippe, was dazu beitrug, eine Kampagne der sozialen Distanzierung, des organisatorischen und geschäftlichen Lockdowns und der Anordnung von Notunterkünften zu starten.

Am 28. Februar wurde – mit ziemlicher Sicherheit richtig – geschätzt, dass Covid ungefähr die gleichen Auswirkungen wie eine schlechte Grippesaison haben würde. Elf Tage später sagte die gleiche Expertengruppe voraus, dass die Sterblichkeitsrate zehnmal so hoch sein würde. Dies war ein schrecklicher, katastrophaler Irrtum, der sich mit 5.000 Meilen pro Stunde verbreitete.

Gebt die verrückten Modellierer des Lockdowns dazu

Im Vereinigten Königreich erzeugte die Gruppe, die ich die „Verrückten Modellierer des Lockdowns“ nenne – die Experten des Imperial College – die gleiche Panik. Am 16. März benutzten sie eine geschätzte IFR von 0,9 Prozent, um vorherzusagen, dass Covid ohne Lockdown etwa 500.000 Menschen in Grossbritannien töten würde.

Ist diese Vorhersage auch nur annähernd zutreffend?

Bislang sind im Vereinigten Königreich rund 40.000 Covid-Tote zu beklagen. Deutlich weniger als 0,1 Prozent, aber nicht so weit entfernt. Natürlich werden die Leute sagen… „Wir hatten den Lockdown… ohne ihn wären noch viel mehr gestorben. Die meisten Menschen sind nicht infiziert worden…“ usw.

Um dies zu beantworten, müssen wir die wahre IFR kennen. Ist sie 0,1 Prozent oder ein Prozent? Wenn es ein Prozent ist, haben wir noch mehr als 400.000 Tote vor uns. Wenn es 0,1 Prozent sind, dann hat diese Epidemie ihren Lauf genommen. Zumindest für dieses Jahr.

Bei der Schweinegrippe ist zu bedenken, dass die IFR bei etwa zwei Prozent begann. Am Ende lag sie bei 0,02 Prozent und damit fünfmal niedriger als die niedrigste Schätzung während des Ausbruchs. Je mehr man testet, desto niedriger fällt der IFR-Wert.

Woher können wir also die aktuellen Zahlen zur IFR bekommen? Am besten in dem Land, in dem mehr Menschen als irgendwo sonst im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl getestet wurden: Island.

In der vergangenen Woche lag der isländische IFR-Wert bei 0,16 Prozent. Von hier aus kann er nicht weiter steigen. Er kann nur fallen. Menschen können nicht an einer Krankheit sterben, die sie nicht haben.

Das bedeutet, dass wir am Ende wahrscheinlich eine IFR von etwa 0,1 Prozent haben werden, vielleicht sogar weniger. Nicht die 0,02 Prozent der Schweinegrippe – vielleicht irgendwo zwischen den beiden. Kurz gesagt, die 0,1-Prozent-Vorhersage hat sich als ziemlich genau zutreffend erwiesen.

Das bedeutet, dass wir alle Todesfälle hatten, die wir je bekämen. Und das bedeutet auch, dass der Lockdown ziemlich genau nichts in Bezug auf Covid erreichte. Es wurden keine Todesfälle verhindert.

Bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt

Ja, wir testen und testen und finden weitere so genannte Fälle. Wie ihr wollt. Aber die Krankenhäuser und Intensivstationen sind praktisch leer. Es stirbt fast niemand mehr an Covid, und die meisten, die es tun, waren auch sonst sehr krank.

Anstatt das zu feiern, haben wir künstlich etwas ganz Neues geschaffen, um uns damit zu verängstigen. Wir nennen einen positiven Test jetzt einen „Covid-Fall“. Das ist keine Medizin. Ein „Fall“ ist jemand, der Symptome hat. Ein „Fall“ ist nicht jemand, der winzige Mengen des Virus in der Nase trägt.

Jetzt aber ist euer Test positiv und ihr seid ein „Fall“. Noch nie in der Geschichte wurde die medizinische Terminologie so stark verstümmelt. Noch nie wurde die Statistik so schlimm verstümmelt.

Wenn die Forscher auf diese Pandemie zurückblicken, werden sie absolut keine Ahnung haben, wer wegen Covid gestorben ist oder wer – zufällig – mit ihm gestorben ist. Alles wurde in dem entschlossenen Bestreben, das Virus so tödlich wie möglich aussehen zu lassen, miteinander vermischt.

Der Lockdown erfolgte, weil uns gesagt wurde, dass Covid ein Prozent töten könnte. Aber Covid hätte nie mehr als etwa 0,1 Prozent töten können – maximal.

Das ist die Zahl, die bereits im Februar von den Hauptakteuren der Virusepidemiologie geschätzt wurde. Eine Zahl, die sich als bemerkenswert genau erwiesen hat. Kluge Jungs… böser Fehler.

Wir haben Zehntausende getötet – für nichts

Aber weil wir in Panik geraten sind, müssen wir einen enorm höheren Preis zahlen. Die Übersterblichkeit zwischen März und Mai betrug etwa 70.000, nicht die 40.000, die an/mit Covid gestorben sind. Das bedeutet, dass 30.000 möglicherweise direkt als Folge der von uns ergriffenen Massnahmen gestorben sind.

Wir schützten die jungen Menschen, die Kinder, für die keinerlei Risiko durch Covid besteht. Aber wir haben unsere alten und verletzlichen Menschen vor den Bus geworfen. Genau die Gruppe, die hätte abgeschirmt werden müssen. Stattdessen verursachten wir 20.000 überzählige Todesfälle in Pflegeheimen.

Es war Regierungspolitik, Krankenhäuser zu räumen und Pflegeheime mit Patienten zu füllen, die Covid in sich trugen, oder sie in ihre eigenen vier Wände zu entlassen, um ihre Nächsten und Liebsten anzustecken. Oder jegliches Pflegepersonal der Gemeinde, das sie besuchte.

Wir legten – um den lächerlichen Satz des Gesundheitsministers Matt Hancock zu verwenden – einen Ring aus Stahl um Pflegeheime. Wie sich herausstellte, geschah dies nicht, um sie zu schützen, sondern um die Bewohner in eine Falle zu locken, da wir ihre Gebäude in Covid-Inkubatoren verwandelten. Jeder, der – wie ich – in Pflegeheimen arbeitet, weiss, warum wir 20.000 überzählige Todesfälle hatten. Das war die Politik der Regierung.

Das ist bei weitem nicht der ganze Schaden. Über die Pflegeheime hinaus schätzt das ONS, dass 16.000 überzählige Todesfälle durch den Lockdown verursacht wurden. Die Herzinfarkte und Schlaganfälle, die nicht behandelt wurden. Die leeren, widerhallenden Krankenhäuser und Notaufnahmestationen. Die Krebsbehandlungen wurden vollständig eingestellt.

Das bedeutet, dass mindestens ebenso viele Menschen an den drakonischen Massnahmen zur Bekämpfung von Covid gestorben sind, wie durch das Virus selbst getötet wurden. Dies war eine Stampede in Zeitlupe, bei der vor allem ältere Menschen zu Tode getrampelt wurden.

Wir haben uns aus Angst eingeschlossen. Wir haben aus Angst unnötigerweise Zehntausende getötet. Wir haben die Wirtschaft lahmgelegt und Millionen in Angst um ihre Existenzgrundlage zurückgelassen. Wir haben misshandelte Frauen und Kinder zu Hause mit ihren Schändern eingesperrt. Wir haben eine Vielzahl von Unternehmen ausgelöscht und ganze Industrien zerschlagen.

Wir haben den Gesundheitsdienst NHS kaputt gemacht und liessen Millionen von Menschen unter anhaltenden Schmerzen und Leiden auf immer länger werdenden Wartelisten zurück, die sich verdoppelt haben. Es hat auch Zehntausende von verzögerten Krebsdiagnosen gegeben – deren Auswirkungen noch nicht abzusehen sind, aber die Lancet hat geschätzt, dass mindestens sechzigtausend Lebensjahre verloren gehen werden.

Der Lockdown kann als völlige und totale Katastrophe angesehen werden. Und alles beruhte auf einem Unsinn, einer Behauptung, Covid würde ein Prozent töten. Eine Behauptung, die jetzt als völlig und vollkommen falsch angesehen werden kann. Schweden, das sich nicht einschloss, hatte eine Todesrate von 0,0058 Prozent.

Es braucht schon eine sehr grosse Person, um zuzugeben, dass sie einen schrecklichen, furchtbaren Fehler gemacht haben. Aber ein schrecklicher, furchtbarer Fehler ist gemacht worden. Lasst uns diesen lächerlichen Unsinn jetzt beenden. Und schwört, dass so eine monumentale Dummheit nie wieder passieren wird.

Die hier genannten Zahlen beziehen sich – wenn nicht anders angegeben – auf Grossbritannien. Allerdings lassen sich die Umstände natürlich auch auf andere Länder, wie z.B. D-A-CH, übertragen.