Östliche Weisheit über das ätherische Herz

Von Douglas Gabriel auf neoanthroposophy.com; übersetzt von Taygeta

„Ströme von Butter fliessen aus dem Ozean des Herzens … unsere Worte fliessen zusammen wie Flüsse, die durch das Verständnis klar gemacht werden tief aus dem Herzen heraus … das ganze Universum ist in deiner Essenz im Ozean im Herzen festgelegt.“   ~  Rig Veda (4.58.5-6)

Das Herz, chinesisch: Feuer-Energie

Das Herz wird als der König der Organe bezeichnet und befehligt alle inneren und äusseren Organe, beherbergt den Geist und kontrolliert die Emotionen. Im Chinesischen wird das Wort für Herz (hsin) auch als Bezeichnung für „Geist“ verwendet. Wenn das Herz stark und beständig ist, kontrolliert es die Emotionen; wenn es schwach und schwankend ist, rebellieren die Emotionen und berauben den Herz-Geist, der dann seine Herrschaft über den Körper verliert.

Physiologisch gesehen kontrolliert das Herz den Kreislauf und die Verteilung des Blutes, und deshalb hängen alle anderen Organe von ihm ab, um sich zu versorgen. Gedanken und Emotionen beeinflussen die Funktion der verschiedenen Organe über den Puls und den Blutdruck, die beide vom Herzen gesteuert werden, wo die Emotionen entstehen. Innerlich ist das Herz funktionell mit der Thymusdrüse verbunden, die sich in der gleichen Höhle befindet und eine tragende Säule des Immunsystems bildet. Extreme Emotionen wie Trauer und Wut haben eine unmittelbare unterdrückende Wirkung auf das Immunsystem, indem sie die Funktion der Thymusdrüse hemmen.

Äusserlich ist das Herz mit der Zunge verwandt, mit der es über den Herzmuskel verbunden ist. Farbe und Beschaffenheit der Zunge spiegeln somit den Zustand des Herzens wider. Sprachbehinderungen wie Stottern und Mutismus werden oft durch eine Dysfunktion oder ein Ungleichgewicht der Herzenergie verursacht. Der Gesichtsausdruck, der ein direktes Spiegelbild der Blutzirkulation ist, ist ebenfalls ein wichtiger äusserer Indikator für die Herzfunktion. Die Feuer-Energie macht das Herz zum dominanten Organ des Sommers, denn während dieser Jahreszeit muss das Herz die Durchblutung an der Oberfläche erhöhen, um die überschüssige Körperwärme abzuführen.

Ein mit dem Herzen assoziiertes Organ ist der Dünndarm; sein Element ist das Feuer. Langzeitgedächtnis, Denken, Emotionen, Intimität, Erkenntnis, Intelligenz und Ideen werden von der Funktion des Herzens dominiert. Das Herz wird manchmal „der Kaiser“ oder „oberster Kontrolleur aller Yin- und Yang-Organe“ genannt. Das Herz beherbergt den Geist des Körpers. Das Herz dominiert den Schlaf; wenn das Herz stark ist, schläft der Patient leicht ein und schläft tief und fest. Wenn das Herz schwach ist, wird der Geist des Patienten „schweben“, was zur Unfähigkeit führt einzuschlafen, mit gestörtem Schlaf oder exzessiven Träumen. Die positiven psycho-emotionalen Eigenschaften des Herzens sind Liebe, Freude, Frieden, Zufriedenheit, Angemessenheit, Einsicht, Weisheit, Ordnung, Vergebung und Höflichkeit. Seine negativen Attribute sind Hass, Schuld, Schock, Nervosität, Aufregung, Verlangen [Sehnsucht] und Gier.

Die Traditionelle Pulsdiagnose

Die Pulsdiagnose ist eine Diagnosetechnik, die im Ayurveda, in der traditionellen chinesischen Medizin, der traditionellen mongolischen Medizin, der Siddha-Medizin, der traditionellen tibetischen Medizin und dem Unani     verwendet wird.

Die Vertreter des Ayurveda geben an, dass durch eine Pulsuntersuchung humorale (die Körperflüssigkeiten betreffende) Ungleichgewichte diagnostiziert werden können. Die ayurvedische Pulsmessung wird durchgeführt, indem Zeige-, Mittel- und Ringfinger auf das Handgelenk gelegt werden. Der Zeigefinger wird unterhalb des Handgelenksknochens auf der Daumenseite der Hand (Styloid radialis) platziert. Der Puls kann in der oberflächlichen, mittleren und tiefen Ebene gemessen werden, wodurch man erweiterte Informationen über das energetische Ungleichgewicht des Patienten erhält.

In der traditionellen chinesischen Medizin wird der Puls unterteilt in drei Positionen an jedem Handgelenk. Es gibt mehrere Systeme der diagnostischen Interpretation von Pulsbefunden, die in der chinesischen Medizin verwendet werden. Einige Systeme nutzen die Gesamtqualität des Pulses, indem sie Veränderungen in den bewerteten Parametern des Pulses betrachten, um daraus einen der traditionellen 28 Pulstypen abzuleiten. Zu den traditionellen 28 Pulstypen gehören: fliessend, saftig, leer, ledrig, zerstreut, hohl, tief, fest, versteckt, lang, schwellend, kurz, schnell, hastig, eilig, mässig, langsam, verknotet, voll, fadenförmig, winzig, schlüpfrig, abgehackt, drahtig, fest, schwach, regelmässig intermittierend, schnell-unregelmässig und aufgewühlt. Sie werden auf der Grundlage mehrerer Faktoren analysiert, darunter Tiefe, Geschwindigkeit, Länge und Flüssigkeitsstand.

Andere Ansätze konzentrieren sich auf einzelne Pulspositionen und betrachten Veränderungen in der Pulsqualität und -stärke innerhalb der Position, wobei jede Position mit einem bestimmten Körperbereich assoziiert wird. Zum Beispiel kann jede der gepaarten Pulspositionen die oberen, mittleren und unteren Hohlräume des Rumpfes repräsentieren, oder sie sind individuell mit bestimmten Organen verbunden. Zum Beispiel soll sich der Dünndarm im Puls an der linken, oberflächlichen Position widerspiegeln, und das Herz an der tiefen Position.

Der Herzkanal-Weg über Akupunkturpunkte

Der Hauptkanal der Akupunkturpunkte beginnt am Herzen und tritt über die umliegenden Blutgefässe aus, um durch das Zwerchfell nach unten zum Dünndarm zu führen. Ein weiterer innerer Zweig verläuft durch die Kehle zum Auge, und ein Verbindungskanal geht zur Zunge. Ein dritter Zweig geht zunächst zur Lunge, bevor er in der Mitte der Achselhöhle auftaucht. Von hier aus verläuft der Kanal entlang der Innenseite des Arms auf der gegenüberliegenden Seite des Bizeps zum Lungenkanal und passiert das innere Ende der Ellenbogenfalte. Er setzt sich bis zur Spitze des kleinen Fingers an der Ecke des Nagels auf der Daumenseite fort.

Der Herzmeridian hat seinen Ursprung im Herzen selbst, durchdringt aber nicht das Herz, sondern den „Träger des Herzens“, die Aorta und andere grosse Blutgefässe, die in das Herz ein- und austreten. Im Anschluss an die absteigende Bauchaorta folgt der absteigende Teil des Dünndarms, der den Dünndarm spiralförmig umhüllt. Der Zweig, der nach oben verläuft, den Hals umgibt und zum „Träger der Augen“ (dem Sehnerv) geht, folgt den Blutgefässen, die nach oben in den Kopf führen, d.h. der Karotisarterie. Der Hauptmeridian verläuft vom „Träger des Herzens“, entlang der Lungenarterie, zur Lunge und von dort zur Seite des Körpers.

Das Herz und die Gebärmutter sind miteinander verbunden: Wenn die Menstruation ausbleibt, bedeutet das, dass das Blutgefäss der Gebärmutter stagniert. Das Gefäss der Gebärmutter, das zum Herzen (Herzmeridian) gehört, umschliesst spiralförmig das Innere der Gebärmutter. In diesem Fall steigt das Chi nach oben und drückt von unten auf die Lunge. Das Herz-Chi kann nicht reibungslos nach unten fliessen, deshalb kommt die Menstruation nicht.

Der Herzmeridian durchdringt nicht das Herz selbst, sondern den „Träger des Herzens“, der die absteigende Bauchaorta wird. Dieses Gefäss ist als das sich bewegende Chi zwischen den Nieren spürbar. Die energetischen Konsequenzen dieser Unterscheidung sind von enormer Bedeutung. Wir haben das Gefühl, dass damit eine sehr direkte Aussage über die energetische Natur des Herzens gemacht wird, insbesondere über die Beziehung des Herzens zum Blut. Einige Autoren sehen den Uterus als den Ort, an dem das sich bewegende Chi zwischen den Nieren residiert. Dies verstärkt tendenziell die energetischen Verbindungen, die das Herz zu dieser Quelle hat. Ausserdem ist die oberflächliche Bahn des Herzanhängers der Hauptmeridian. Dies ist möglicherweise ein Grund, warum viele grosse Praktiker sich konsequent weigern, den Herzmeridian direkt zu behandeln.

Der Ewige Para-Bindu-Tropfen, der mit dem Herzen in Verbindung steht

Nada und Bindu sind zwei Shakti-Kräfte, wobei Nada (Shakti) als Halbkreis und Klang gesehen wird, während Bindu (Shiva) als Punkt oder Kreis mit Leere im Inneren gesehen wird. Bindu ist eine Singularität ohne Dimension, von der alles ausgeht. Nada und Bindu sind die Stammeltern der Tattvas, der Bausteine des Universums.

Klang ist Kontraktion und Expansion, Vibration und Bewegung. Nada verwandelt sich in Bindu, das Isvara Tattva ist, der Ursprung der Welten. Bindus Wohnsitz ist das tausendblättrige Lotos-Chakra im höchsten zerebralen Zentrum des Kopfes. Die Bindu sollte wie Shiva und Shakti verehrt werden.

Nada und Bindu umfassen alle Aspekte dieses Universums, bekannte und unbekannte. Sogar Götter sind aus diesen Grundenergien entstanden. Nada in seiner ursprünglichen Absicht war eine Handlung wie die Vereinigung zweier Entitäten. Es ist eine Handlung, bei der es eine Form (Rupa) für die Handlung (Kriya) der Kraft (Shakti) gibt. Das Produkt ist in diesem Fall Bindu (Para-Bindu oder Supreme Bindu). Para-Bindu ist ein Tropfen, ein Teilchen oder ein Punkt. Es ist Licht, es ist Raum, es ist frei von Zerfall. Bindu ist ein kompakter, superdichter Kraftsamen, der bereit ist, in geordneter Weise in die Bausteine des Universums aufzublühen.

Shakti bewirkt das Erblühen, die Verwirklichung und Entfaltung des Universums aus Bindu. Para-Bindu residiert in Sahasrara oder dem tausendblättrigen Lotos.

Nada ist der Erreger und auch das Erregte, das zur Schöpfung führt. Aus Nada werden drei Devas erschaffen:  Wille (Jayestha), Verlangen (Vama) und Handlung (Raudri), zusätzlich zur Erschaffung von Feuer, Mond und Sonne (Brahma, Vishnu und Rudra). Dies ist bekannt als die Erschaffung des Klangs, die primäre Schöpfung. Die zweite Schöpfung ist die Objektschöpfung. Der männliche Gott entsteht aus der weiblichen Gottheit; sie werden zu Paaren. Vama erschafft das Universum; Jayestha erhält, was erschaffen wurde; Raudri löst auf.

Im Ende dieses Beitrags findest du ein Video, das die Bedeutung und die Eigenschaften von Shiva und Shakti, und ihre Beziehung zueinander, zusammenfasst.

Die Trommel von Shiva

Nach der hinduistischen Mythologie ist Shiva der Herr des kosmischen Tanzes und des kosmischen Klangs AUM, aus dem das gesamte Universum hervorgeht. Shiva wird oft mit einer „Sanduhrtrommel“ (Damaru) dargestellt, die die Musik für den Tanz liefert und den Akt der Erschaffung des Universums durch Klang symbolisiert. Der Klang von Shivas Trommel erzeugte den ersten Ton (Nada, die Quelle der Schöpfung) in der Leere des Nichts; ihr Pulsschlag gab einen Rhythmus vor, zu dem Shiva seinen Tanz der Schöpfung begann.

Eine andere Interpretation des Klangs der Damaru legt nahe, dass die Trommel die Kräfte des Rhythmus des Herzschlags darstellt. Wenn du deinen Herzschlag anschaust, ist er nicht nur eine gerade Linie, sondern ein Rhythmus, der auf und ab geht. Die ganze Welt besteht aus nichts anderem als aus Rhythmen, aus Energie, die aufsteigt und zusammenfällt, um dann wieder aufzusteigen. Die Damaru ist ein Symbol für Klang. Auch Klang ist Rhythmus und Energie. Das ganze Universum ist nichts anderes als eine Wellenfunktion, besteht aus nichts anderem als Rhythmen. Es gibt nur eine Welle (Adviata). Die Damaru steht also für die nicht-duale Natur des Universums. Die Trommel symbolisiert das Universum, das immer expandiert und kollabiert. Aus einer Ausdehnung kollabiert es und dann dehnt sich dann wieder aus. Dies ist der Prozess der Schöpfung. Eine andere Symbolik besagt, dass der Klang der Damaru die Worte der Veden symbolisiert.

Die Damaru ist eine kleine Trommel mit zwei Trommelfellen, die die zwei Zustände der Existenz symbolisieren – unmanifestiert und manifestiert. Wenn eine Damaru angeschlagen wird, erzeugt sie ungleiche Schwingungen, die durch Resonanz zu einem Klang verschmolzen werden. Der Trommelschlag ist der Tuner-Klang, der Klang, der die unmanifestierten und die manifestierten Aspekte der Schwingung zu einer Resonanz verschmelzen lässt. Der so von der Damaru erzeugte Klang symbolisiert Nada, den kosmischen Klang von AUM, der während tiefer Meditation zu hören ist. Nach den Hindu-Schriften ist also Nada die Quelle der Schöpfung. Durch diese Damura-Trommel wurde das Universum erschaffen, und durch sie wird das Universum in den endlosen Zyklen der Zeit zerstört und wieder erneuert.

Die Damaru stellt, wie alle doppelköpfigen Trommeln, einen Mikrokosmos des Universums dar, vereint das männliche und das weibliche Prinzip und erzeugt Klänge mit einem enormen Dynamikumfang. Durch das Spielen einer doppelköpfigen Trommel werden wir zu Mitschöpfern. In einer solchen Trommel herrscht ein Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Kräften. Erde und Himmel, Materie und Geist, Shiva (göttlich-männlich) und Shakti (göttlich-weiblich) arbeiten in perfekter Harmonie zusammen. Mit Klarheit der Gedanken und der Absicht wird der Trommler zum Mitschöpfer all dessen, was zum Nutzen aller Wesen benötigt wird.

Die Damaru wurde zuerst von Shiva erschaffen, um spirituelle Klänge zu erzeugen, durch die dieses ganze Universum erschaffen und reguliert wurde. Shiva liebt die Damaru. In der Schildform mancher Damaru symbolisiert die dreieckige, nach oben gerichtete Darstellung auch die männliche Zeugungsfähigkeit (den Lingam), und die nach unten gerichtete, runde Darstellung die weibliche Zeugungsfähigkeit (die Yoni). Symbolisch beginnt die Erschaffung der Welt, wenn sich Lingam und Yoni in der Mitte der Damaru treffen, und die Zerstörung findet statt, wenn sie sich voneinander trennen.

Ein Fazit

„Das Herz ist der Sitz und die Quelle des Lebens, der Wärme, der Geister, des Pulses und der Atmung; es ist die Sonne des Körpers, der König und alleinige Befehlshaber desselben: der Sitz des Organs aller Leidenschaften und Affekte.“   ~   Der Zohar

Die übersinnliche Natur des Herzens ist hier als der vorletzte Ausdruck der menschlichen Seele und des Geistes dargestellt worden. Von den alten Lehren bis zur modernen Forschung wird darauf hingewiesen, dass es kein grösseres Sinnesorgan als das menschliche Herz gibt. Die moderne Ansicht, dass das Gehirn der Sitz des Geistes und des Bewusstseins ist, ist nur eine Teilwahrheit. Wenn das Herz nicht im Einklang mit dem Gehirn steht, ist das Gehirn nur ein Spiegel der fünf Sinne, dem es ohne die Beteiligung des Herzens an Weisheit mangelt.

Gehirngebundenes Denken führt zu kaltem, totem, materialistischem Schattendenken, das nicht über oberflächliches Wissen hinauskommt. Aber das Herz-Denken, die Quelle der aus der Erfahrung gewonnenen Weisheit, ist der Schlüssel zum Verständnis des Sinns des Lebens und der Realität des Lebens nach dem physischen Tod. Das erwärmte Denken, das aus dem Herzen kommt, führt zu einem lebendigen Denken, das Steiner Imagination nennt. Die Imagination führt das menschliche Herz zur Verbindung mit archetypischen Gedanken, die von hierarchischen Wesen (Gottheiten) erzeugt werden und die mit dem spirituellen Inhalt des menschlichen Verstehens in Resonanz stehen, der die materielle Welt transzendiert. Dann kommen die Inspiration und Intuition, die aus demselben spirituellen Bereich entspringen, der die wahre Natur der Realität erhellt.

Das Herz wird gewöhnlich nicht als ein wichtiges Sinnesorgan angesehen; tatsächlich ist es das am höchsten entwickelte Wahrnehmungsorgan, das über transzendente moralische Fähigkeiten verfügt, die sich zu einer übersinnlichen Wahrnehmung des Geistigen entwickeln können.

Das Herz kann die Aussenwelt mit viel mehr als den fünf Sinnen wahrnehmen und kann vieles wissen und verstehen, was als unsichtbar oder jenseits der fünf Sinne angesehen wird. Das Herz kann auch jedes Organ im menschlichen Körper wahrnehmen und auf die Bedürfnisse von Atmung, Kreislauf, Ernährung und allen Körpersystemen reagieren. Das hoch entwickelte Herz kann die autonomen Aspekte des Herz-Kreislauf-Systems übernehmen und den Kreislauf, die Atmung und viele andere Aspekte der Aufrechterhaltung des inneren Gleichgewichts kontrollieren. Der Puls des Herzens ist die Stimme des Göttlichen, sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Menschen. Die Wahrnehmung des Herzens geht weit über das hinaus, was die Wissenschaft über diesen Heiligen Gral des menschlichen Bewusstseins weiss.

Das Herz erschafft die Konzepte, die die Wahrnehmungen begleiten und färbt das Weltbild des Individuums. In der Folge wird dieses Weltbild auf die Welt projiziert und setzt die Grenzen für neue Wahrnehmungen. Wenn das Herz glücklich ist, sieht die Welt schön aus. Es kann derselbe sensorische Input im Geist des Wahrnehmenden einen Himmel oder eine Hölle erschaffen, je nach dem Zustand des Herzens! Sogar das Denken wird durch das Herz verändert, wenn es Gedanken, Gefühle und Erfahrungen verdaut und zu einer persönlichen Kosmologie verarbeitet. Die Weisheit des Herzens ist diese Kosmologie, die auf den Input aus dem Kosmos und den internen Input des „Tempels“ des menschlichen Körpers reagiert. Wir nehmen die Welt und unsere eigene Individualität durch das Herz wahr.

Das Herz ist das ursprüngliche, und ultimative, Sinnesorgan, das sich zu einem übersinnlichen Organ entwickelt, das in der Lage ist, das Unsichtbare und Ewige wahrzunehmen.

Das E-Book, aus dem dieser Text stammt, wurde begonnen, um die Mechanismen zu erforschen, durch die die Sinneswahrnehmungen ins Blut und damit ins menschliche Gedächtnis geschrieben werden. Wir wussten, dass Steiner gesagt hatte, dass es drei Aspekte dieses Prozesses gibt, die das alchemistische Verständnis von Salz / Quecksilber / Schwefel betreffen, das für das menschliche Blut gilt. Die Mechanismen dieser Prozesse wurden oben auf verschiedene Weise dargestellt, um Licht auf die zentrale Säule des individuellen menschlichen Bewusstseins zu werfen, das die Wahrnehmungen steuert und kontrolliert, welche die Täuschung der materiellen Substanz durchdringen kann, um die Illusion der Beständigkeit in der physischen Welt aufzulösen. Wir glauben, dass, wenn dieser Prozess vollständig verstanden wird, das „ICH BIN“ des Individuums, das Selbst, ermächtigt wird, direkt mit den spirituellen Geistern hinter der Materie zu kommunizieren. Wir hoffen, dass wir mit der übersinnlichen Wahrnehmung des entwickelten menschlichen Herzens durch die Materie hindurch zu den hierarchischen Geistern hinter der Substanz „sehen“ können.

Sobald eine Kosmologie aufgebaut ist, die die hierarchischen Entsprechungen von Geist und Materie in Einklang bringt, wird das Herz fähig, die Sprache der geistigen Welt wahrzunehmen. Die Dinge dieser Welt beginnen, die „Sprache der Vögel“ zu sprechen, jene vergessene Sprache, die die allen Dingen innewohnende Weisheit erklärt. Steine, Bäume, Vögel und die gesamte physische Substanz beginnen zu sprechen, wenn das Herz lernt, auf diese Sprache zu hören und beginnt, das heilige Wort, den Logos, hinter aller Substanz, sowohl der physischen als auch der spirituellen, zu verstehen.

Ergänzung:

Der wunscherfüllende Baum

Direkt unter dem Anahata– oder Herzchakra befindet sich ein Raum, der Ananda Kanda genannt wird, was „Wurzel der Glückseligkeit“ bedeutet. Es ist der geheime innere Altar, wo die personifizierte Gottheit verehrt wird. Es ist ein Zentrum, in dem die Hingabe intensiviert wird. Hier soll sich der himmlische Wunscherfüllungsbaum befinden – der Kalpa Taruoder Kalpavriksha. Er ist eines der segensreichen Dinge, die während des Aufwirbelns des Milchozeans während der Schöpfung manifestiert wurde.

Video

Wer sind Shiva und Shakti? 

Nach dem Shaivismus, einem der Hauptzweige der yogischen Philosophie, gibt es eine göttliche männliche Energie, die die Form von Shiva annimmt, und eine göttliche weibliche Energie, die die Form von Shakti annimmt.

Sowohl Shiva als auch Shakti sind sowohl in Männern als auch in Frauen lebendig.

Wir alle tragen göttlich-männliche (Shiva) und göttlich-weibliche (Shakti) Aspekte in unserem Wesen.

Der Zugang zu jeder unserer göttlichen Naturen – der männlichen und der weiblichen – kann sowohl erhellend als auch überraschend sein.

Wir müssen uns daran erinnern, dass wir beide Aspekte des Göttlichen in uns tragen.

Shiva ist ein anderer Name für die Absolute Realität oder das Absolute Bewusstsein, aus dem unser Kosmos besteht.

Shiva ist der transzendente Aspekt des kosmischen Bewusstseins, oder die Quelle von allem und jedem, was ist.

Shiva, in all seiner unerschütterlichen Einheit zwischen der inneren Welt und der äusseren Welt, wird oft als der Herr des Yoga bezeichnet.

Die Kraft von Shivas Bewusstsein kann grosse innere Stärke und Weite bringen.

Shiva ist für immer in Einheit mit Shakti, seiner göttlich-weiblichen Gefährtin.

Die Natur der Shiva-Energie ist unerschütterlich, stabil, friedlich stark und völlig unbeweglich in vollständiger Präsenz.

Shiva repräsentiert den Zustand des Seins, ungerührt von Schmerz oder Leiden, die von der äusseren Welt hervorgerufen werden.

Er ist zentriert, geerdet und mitfühlend.

Wir können seine reine Präsenz durch Meditation anrufen, um die aussergewöhnlichen Qualitäten Shivas in unser eigenes Wesen zu holen.

Alle Dinge der Schöpfung werden durch den weiblichen Aspekt von Shakti geboren und wir alle haben diese Qualitäten auch in uns.

Sie sind Tanz, Bewegung, Kraft, Energie und die Freiheit im Werden.

Shiva ist reines Sein in seiner Stille.

Shakti ist reines Werden in all ihrem Fluss und ihrer Kreativität sowie ihrer endlosen Offenheit für Möglichkeiten.

Deine innere männliche Seite weiss, wer sie ist, und sie ist zielgerichtet in ihrem Wissen.

In Shiva stecken tiefe Weisheit und die Fähigkeit zur Bewusstheit.

Shakti ist exquisit schön und hat eine schwebende und formverändernde Qualität – sie umarmt die Realität wie in einem Tanz.

Sie ist flüssig, fliessend und kraftvoll flexibel.

Die Shakti-Energie kann sehr sinnlich, roh und ausdrucksstark sein.

Shakti-Energie kann in allem, was lebt, als das Manifestierte gesehen werden, während Shiva-Energie formlos ist.

Dinge, die bereits entstanden sind, sind aus Shakti-Energie gemacht.

Diese beiden göttlich heiligen Energien sind gleiche und entgegengesetzte Kräfte.

Wir können die eine nicht ohne die andere haben.

Wir können Shiva und Shakti in unser inneres Bewusstsein, in unser ganzes Wesen integrieren.

Diese heiligen Kräfte können uns öffnen und unser ganzes Wesen transformieren.

Die Shakti-Energie in uns kann die Form von Prana annehmen,

jener Lebensenergie, die durch unsere Nadis, die feinstofflichen Energiekanäle, fliesst.

Wir können unsere Shiva-Energie spüren, wenn wir Zeuge der Shakti sind.

Wenn wir in der Meditation sitzen und klare Präsenz und Absicht kultivieren, ruhen wir in unserer inneren Shiva-Natur.

Shiva hält den Raum, durch den sich Shakti bewegen kann.

Shiva gibt dem formverändernden Energiefluss von Shakti eine Richtung.