Von Patrick James Hennessey auf wakingtimes.com; übersetzt von Taygeta

Glaubst du daran, dass unsere individuellen und kollektiven Gedanken und Gebete unsere „Realität“ verändern können?
In den Sierra Nevada Mountains entlang des karibischen Ozeans in Kolumbien lebt ein indigener Stamm, der glaubt, dass die Welt durch seine Gedanken, tiefen Meditationen und Gebete buchstäblich zusammengehalten wird. Sie verstehen die Erde als Lebewesen und die Menschen als deren Kinder.

Sie glauben auch, dass die äussere, so genannte „entwickelte“ Welt, die sie den „kleinen Bruder“ nennen, Mutter Erde zerstört und damit auch unsere eigene Zerstörung bewirkt.

Die Menschen des Kogi-Stammes – Wächter der Welt?

Vor kurzem, bevor ich nach Santa Marta in Kolumbien reiste, schlug mir ein Freund vor, mehr über die Stammesangehörigen der „Kogi“ in Erfahrung zu bringen. Die Region von Santa Maria reicht bis in jene Gegend, die die Kogi „das Herz der Welt“ nennen. Dieses Gebiet ist ein sehr artenreicher Mikrokosmos, repräsentativ für die ganze Welt. Sie reicht von der warmen äquatorialen Karibikküste hinauf bis zu den schneebedeckten Bergen der Sierra Nevadas de Santa Marta. Dort lebt der Stamm der Kogi weitgehend so, wie er es schon vor Hunderten von Jahren getan hat, noch bevor die spanischen Konquistadoren in den 1500er Jahren ankamen. Sie beten und führen regelmässig Rituale durch, um nicht nur ihre eigene Welt, sondern den ganzen Planeten zu beschützen und zu heilen.

In den späten 1980er Jahren nahmen die Kogi, nachdem sie negative Veränderungen in ihren eigenen Naturräumen bemerkt hatten, Kontakt mit der Aussenwelt auf, die bevölkert ist vom eigensinnigen „kleinen Bruder“, um sie zu warnen, dass sie die lebende Erde töteten.

Die Kogi warnen die Welt

Der Filmemacher Alan Ereira von der British Broadcasting Corporation (BBC) erhielt von den Kogi eine Einladung und wurde von ihnen in ihr Land begleitet, wo er voller Faszination begann, ihre Warnungen aufzuzeichnen. Sie äusserten auch den Wunsch, dass keine anderen Aussenstehenden zu Besuch kommen oder in ihr Land eindringen sollten. Der Film „From the Heart of the World, the Elder Brothers‘ Warning“ (aus dem Herzen der Welt; die Warnung der Älteren Brüder) wurde 1990 veröffentlicht. Der Film kann hier kostenlos angesehen werden (leider nur in Englisch):

[Vom Nachfolge-Film Aluna gibt es eine deutsche Fassung; den Trailer kann man hier anschauen. Auf der Webseite des Films gibt es einen Link, um den ganzen Film (gegen Gebühr) anschauen zu können.]

Seit der Veröffentlichung des Films hat sich die Zerstörung und Zerrüttung der natürlichen Welt jedoch fortgesetzt und die daraus resultierenden Folgen wie Naturkatastrophen und Krankheiten sind noch weiter angewachsen.

Meine Freundin und ich haben diesen Dokumentarfilm bei der Ankunft in Santa Marta gesehen. Die von den spanischen Kolonisatoren in den 1500er Jahren gegründete Stadt ist eine der ältesten Städte Südamerikas. Von Balkon des von uns gemieteten Appartements im 14. Stock eines Wohnturms aus Beton konnten wir die majestätischen Sierra Nevada Berge sehen, in die die Kogi Zuflucht vor den mörderischen spanischen Invasoren genommen hatten und wo sie noch immer leben. Unter unseren Füssen und begraben unter all dem Beton befand sich das Meeresufer und der Strand, einst heilig gehalten von den Kogi.

Aus dem Dokumentarfilm erfuhr ich, dass die Kogi den Kontakt mit der kolonisierten Welt vermieden hatten. Von ihren abgelegenen Bergen blickten sie hinunter und beobachteten, wie Santa Marta im Laufe der Jahrhunderte wie ein Tumor aus Beton wucherte und langsam in ihre Welt eindrang. Ich war jetzt ein Teil dieses Tumors.

Vor Jahren, als ich noch weitgehend verhaftet war in meiner Programmierung durch den modernen wissenschaftlichen Materialismus, hätte ich die Kogi als abergläubische und primitive Menschen abgetan, die in Isolation leben und sich den ganzen Tag über von Kakaoblättern ernähren. Doch heute sehe ich das ganz anders.

Unsere Gedanken erschaffen unsere Welt

Die Veränderungen unserer natürlichen Lebensräume, unabhängig davon, was du denkst, wodurch sie verursacht werden, sind tödlich ernst und tragen zum massenhaften Artensterben bei. Sogar die Wissenschaft hat verstanden, was Menschen wie die Kogi auf der ganzen Welt seit Jahren intuitiv wussten – dass diese Materie weitgehend eine Illusion ist und dass Gedanken oder Bewusstsein die aus Energie geschaffene physische Welt gestalten.

Diese Sichtweise findet man in Kulturen auf der ganzen Welt. Auf den weit abgelegenen Hawaii-Inseln besteht das erste Prinzip der dortigen, ursprünglichen Huna-Philosophie aus den Kernsätzen „die Welt ist das, was du denkst, dass sie ist“ und dass „Energie dorthin fliesst, wo die Aufmerksamkeit hingeht“.

In der westlichen Tradition sagt die Bibel, dass am Anfang das „Wort“ war. Und aus dem Wort entstand die Schöpfung. Oder wie ich es verstehe: die Schöpfung entstand aus dem bewussten Denken des Geistes von „Gott“, oder, wenn du dies bevorzugst, aus dem „kosmischen Bewusstsein“.

Zentraler Platz der uralten Ciudad Perdida, heiliger Ort der Kogi

Können wir also, so wie die Kogi, unsere Welt mit unseren bewussten Gedanken und Gebeten gestalten? Und welche Gedanken unter den vielen, die sich manchmal konkurrieren, werden sich in der Welt durchsetzen?

Als die nordamerikanischen Indianer den Verlust ihres Landes, ihrer Büffel und ihrer Lebensweise erlebten, als die Weissen nach Westen vorstiessen, führten sie die „Ghost Dance“-Zeremonien durch, in einem verzweifelten Versuch, die Weissen zurückzudrängen und die Welt der Büffel wieder herzustellen.

Man braucht nur über die einstmals so weiten Prärien Nordamerikas zu fahren und die eintönigen Reihen von Monokultur-Feldern und Viehzuchtflächen zu sehen, um zu erkennen, wessen Traum siegte. Auch im alten Kogi-Land, im „Herzen der Welt“, hat sich der Traum der Unternehmer, Bauern und Holzfäller weitgehend durchgesetzt.

Es sind aber auch hoffnungsvolle Zeichen erkennbar. Das kolumbianische Volk und seine Regierung werden immer respektvoller gegenüber den Kogi und ihrer Weisheit. Der beliebte und wunderschöne Tayrona-Park an der Küste in der Nähe von Santa Marta war während unseres Aufenthalts für einen Monat geschlossen, damit die Kogi dort ihre althergebrachten Zeremonien und Gebetsopfer für den Ozean machen konnten, dort wo sie es seit Jahrhunderten getan hatten. Die kolumbianische Regierung unterstützt jedoch weiterhin viele der zerstöreristen industriellen Erschliessungen, gegen die die Kogi aktiv protestiert haben.

Der „Kleine Bruder“, wie die Kogi die Aussenstehenden nennen, die ihre Verbindung zur Erde verloren haben, fangen langsam an zu erkennen, welches die Folgen ihrer Handlungen sind und beginnen, die Warnung des „älteren Bruders“ ernst zu nehmen. Aber die Kogi erkennen auch, dass ihre Gebete allein nicht das gesamte Schicksal der Welt bestimmen können. Viele weitere Menschen auf der ganzen Welt müssen ihren Traum von dem, was die Welt sein kann, ändern.

Die Adler- und Kondor-Prophezeiung – Zwei Welten werden wieder vereint

Wie können also der „Kleine Bruder“ und der „Grosse Bruder“ mit einer gemeinsamen Vision für eine nachhaltige Welt zusammenkommen? Wie kann die Vision, in Harmonie und Verbindung mit Mutter Erde zu leben, in einer Welt mit sieben Milliarden Menschen, die grösstenteils städtisch leben, funktionieren?

Früher waren alle Menschen indigen und lebten in Verbindung mit der Natur, bevor sie kolonisiert wurden. Ich denke an meine alten keltisch-irischen Vorfahren, die mit der Natur und mit der Erde verbunden waren, bevor sie von den Römern und Briten kolonisiert wurden. Praktisch alle Menschen auf der Welt haben eine ähnliche Geschichte. Wie also können wir alle diese tiefe Verbindung zu unserem wahren Selbst wiederentdecken und annehmen?

Sicherlich können wir nicht alle wieder Jäger werden, oder? Was ist dann der Weg nach vorne und der Traum, der uns alle auf gesunde Weise unterstützen wird?

Vielleicht gibt es Inspiration für diesen neuen Traum in der alten indigenen Prophezeiung vom Tag, an dem „Adler und Kondor“ zusammen fliegen und die Welt ganz und harmonisch ist. Was repräsentieren aber in dieser Prophezeiung der Adler und der Kondor?

Traditionell repräsentiert der Kondor, dessen Lebensraum Südamerika ist, den südamerikanischen Kontinent, während der „Adler“ des Nordens Nordamerika repräsentiert. Nach der Prophezeiung hatte sich die Welt vor langer Zeit auf zwei Pfade aufgeteilt: den des Adlers und jenen des Kondors. Der Weg des Kondors ist der Weg des Herzens, der Intuition und des Weiblichen. Der Weg des Adlers ist der Weg des Verstandes, des Industriell-Technischen und des Männlichen.

Es wurde prophezeit, dass diese beiden Kulturen miteinander in einen Konflikt geraten würden, der vor etwa fünfhundert Jahren begann. Wie wir aus der Geschichte wissen, geschah dies um 1490 mit der Entdeckung der „neuen amerikanischen Länder“ und deren Invasion durch die westliche Kultur. Die Kultur des Adlers oder des Verstandes hat die Kultur des Kondors oder des Herzens in vielen Bereichen fast zum Aussterben gebracht.

Die Prophezeiung sagte voraus, dass 500 Jahre später (also etwa jetzt) der Adler und der Kondor sich wieder vereinen und in Harmonie miteinander fliegen würden. Stelle dir eine Welt vor, in der die Brillanz des modernen Geistes und seiner Technologie von der Weisheit von Herz und Spirit geleitet wird! Stelle dir vor, wie hoch wir alle steigen könnten – Nord, Süd, Ost und West.

Erwachte Herzen und befreite Köpfe

Diejenigen, die einen spirituellen Weg gegangen sind, mögen dies als „die Reise vom Kopf zum Herzen“ kennen, die von einigen als die längste Reise der Welt bezeichnet wird. Einmal in Harmonie gebracht und verbunden, können Verstand und Herz inspirierte Schönheit und Poesie schaffen.

Die Dichter Rumi und Hafiz schrieben wunderschön aus ihren Herzen heraus, nachdem sie ein grosses herzbrechendes Erlebnis hatten und die Tiefen ihrer gebrochenen Herzen entdeckten. Ihre erwachten Herzen sprachen eine tiefe Wahrheit, die in einer zu Herzen gehender Poesie ihren Ausdruck fand.

Überall auf der Welt erwachen die Herzen und der deprogrammierte Verstand hört zu.

Es gibt eine explosionsartige Zunahme von Ritualen, die auf Medizinalpflanzen wie Ayahuasca beruhen, die in der südamerikanischen Spiritualität verwurzelt sind und von Nordamerikanern, Europäern und anderen Westlern erfahren werden.

Ich glaube, dass diese mächtigen Medikamente die Kluft zwischen dem „Kleinen Bruder“, der die Verbindung zu Mutter Erde und seiner wahren Natur verloren hat, und dem „Grossen Bruder“, der diese Verbindungen beibehalten hat, heilen können.

Für viele wie mich selbst haben Pflanzenmedizin-Zeremonien dazu beigetragen, dysfunktionale und destruktive kulturelle Programme abzustreifen. Es hat mir geholfen, meine wahre Natur und Verbindung mit Mutter Erde und dem ganzen Kosmos wieder zu entdecken.

Pflanzenmedizinische Rituale wie Ayahuasca-Zeremonien werden zunehmend von südamerikanischen Schamanen aus dem Regenwalddschungel in die westliche Welt gebracht, in der Hoffnung, die in der Trance des Materialismus Verlorenen zu wecken.

Hier kannst du eine schöne und inspirierte kurze Beschreibung der Adler- und Kondorprophezeiung in einem Video mit John Perkins (einst „Economic Hit Man“ wurde langjähriger Umweltaktivist) anschauen [leider nur in Englisch; ins Deutsche übersetzte automatische erzeugte Untertitel sind einigermassen brauchbar]:

Siehe auch hier und hier

Die Pachamama Allianz: zwei Welten – eine Zukunft

Die Wiedervereinigung von Adler und Kondor zeigt sich auch in der Entstehung der Pachamama Allianz in den späten 1990er Jahren. Angesichts der bevorstehenden Zerstörung und des Verlusts ihres angestammten Landes durch Ölexploration in ihrem ecuadorianischen Regenwald wandten sich die Achuar-Indianer an Nordamerika und die westliche Welt, um Hilfe bei der Beendigung der Ölbohrungen zu bekommen. Sie versuchten auch, die Menschen im Norden zu ermutigen, die Folgen ihrer materialistischen und konsumorientierten Lebensweise mit dem entsprechenden Bewusstseins zu erkennen.

Auch durch ihr Verständnis der alten Adler-Kondor-Prophezeiung, welche die Wiedervereinigung von Nord und Süd in einem gemeinsamen Herz- und Gedankenbewusstsein voraussagte, wurde das Volk der Achuar zu ihrer Initiative ermutigt.

1995 reiste eine Gruppe von Menschen, darunter John Perkins, Bill und Lynne Twist, auf Einladung der Achuar-Führer in den Regenwald, um mehr zu erfahren. Sie verpflichteten sich zu einer Partnerschaft mit den Achuar, und nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten gründeten Bill und Lynne Twist gemeinsam die in San Francisco ansässige Pachamama Allianz, um diese Verpflichtung zu erfüllen.

Cuidad Perdida

Die Pachamama Allianz hat sich zu einer weltweiten Bewegung entwickelt und hat die Achuar dabei unterstützt, die vollen Anrechte für fast 1,8 Millionen Hektar Regenwald zu erhalten. Die Tätigkeit der Pachamama Allianz hat sich ausgeweitet und sie arbeitet nun mit anderen indigenen Gruppen in Ecuador, Peru, Kolumbien, Brasilien und Bolivien zusammen.

Ihre Zusammenarbeit mit Ecuador war ein grosser Erfolg und die Pachamama Allianz fährt fort zu erkunden, wie sie einen breiten Einfluss auf die „Änderung des Traums“ ausüben kann. Im Jahr 2005 starteten sie mit dem Awakening the Dreamer Symposium  ihre Reihe von Workshops zum Transformativen Lernen. Auf der ganzen Welt versammeln sich Menschen auf Symposien, um den Wert der alten Weisheit bei der Bewältigung unserer modernen Krisen und ihre persönliche Rolle bei der Geburt einer „ökologisch nachhaltigen, spirituell erfüllten und sozial gerechten menschlichen Präsenz auf diesem Planeten“ zu entdecken.

Symposien wurden in mindestens 78 Ländern in 13 Sprachen durchgeführt, wobei mehr als 4.000 Freiwillige teilnahmen. Pachamama erweiterte die Reichweite des Symposiums durch eine Partnerschaft mit Gaia TV, um DVD- und Online-Versionen anzubieten.

Um mehr über Pachamama zu erfahren und an dieser globalen Bewegung teilzunehmen, besuche die Seite www.pachamama.org

Aufwachen und den Traum verändern

Die Alarmglocken ertönen im „Herzen der Welt“ und darüber hinaus. Es ist Zeit für uns alle, aufzuwachen und aktiv zu werden. Es beginnt damit, dass jeder von uns aus seinem Traum und der Illusion des endlosen Materialverbrauchs erwacht und sich wieder mit seinem Platz in der Natur verbindet.

Einmal aufgewacht, können wir eine neue Realität träumen, die die Pachamama Allianz in ihrer Mission als „Schaffung einer ökologisch nachhaltigen, sozial gerechten, spirituell erfüllten Welt, in der alle Wesen gedeihen können“ beschreibt.

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Ich lade dich ein, an einem Symposium „Awakening the Dreamer, Changing the Dream“teilzunehmen. Es wird an Orten auf der ganzen Welt stattfinden und kann online unter Gaia Tv.com angeschaut werden. Um mehr über das Symposium zu erfahren, schaue dir dieses siebenminütige Video an.