Von Mateo Sol auf lonerwolf.com
„Nicht-Anhaftung“ klingt etwas einschüchternd, nicht wahr?
Leider neigen die meisten Menschen dazu, diesen spirituellen Begriff mit emotionaler Kälte und Gefühllosigkeit zu verbinden. Aber wahre Nicht-Anhaftung ist genau das Gegenteil: sie ermöglicht es uns, in dieser Welt voll und ganz zu leben, ohne an Menschen, Dinge oder Gedanken gebunden zu sein, die Leid verursachen.
Der Dalai Lama wird mit den Worten zitiert:
“Anhaftung ist dir Herkunft, ist die Wurzel des Leidens; daher ist sie die Ursache des Leidens.“
Aber wir müssen nicht alles, was wir besitzen, verkaufen und Mönche oder Nonnen werden, um Nicht-Anhaftung zu praktizieren; wir müssen einfach verstehen, wie lebenswichtig es ist, loszulassen.
In vielen Religionen wie dem Taoismus, dem Hinduismus, dem Jainismus und dem Bahá’í-Glauben wurde über das Nicht-Anhaften oder das Loslassen von Verlangen gesprochen, aber am häufigsten wird dieses Konzept mit dem Buddhismus in Verbindung gebracht.
Hier sind einige Aussagen aus den wichtigsten spirituellen Traditionen zum Thema Nicht-Anhaftung oder Bindungslosigkeit:
“Die Wurzel des Leidens ist Anhaftung.“
~ Der Buddha (Buddhismus)
“Wenn wir Nicht-Anhaftung erreichen, dann können wir das wunderbare Mysterium des Universums verstehen: wie es intensive Aktivität und gleichzeitig intensiven Frieden gibt, wie es in jedem Augenblick arbeitet und in jedem Augenblick ruht.“
~ Swami Vivekananda (Hinduistische Tradition)
“Denke an die Bäume, die es den Vögeln erlauben, sich hinzusetzen und wegzufliegen, ohne sie zum Bleiben einzuladen oder zu wünschen, dass sie niemals wegfliegen. Wenn dein Herz so sein kann, wirst du dem Weg nahe sein.“
~ Zen-Spruch
“Handle ohne Erwartung.“
~ Laotse (Taoismus)
“Wer an den Dingen hängt, wird viel leiden.“
~ Tao Te Ching
“Aparigraha“
~ Eine der drei Säulen des Jainismus und das fünfte und letzte Yama auf dem achtgliedrigen Pfad von Patañjali
(Sanskrit für Nicht-Anhaftung, Nicht-Festhalten-Wollen, Begierdelosigkeit, ohne Verlangen nach Besitz und Horten leben)
“Binde dich an nichts, es sei denn, du siehst darin die Wirklichkeit Gottes.“
~ Abdu’l-Baha (Bahá’í-Glaube)
“Loslösung bedeutet nicht, dass man nichts besitzen sollte, sondern dass nichts einen besitzen sollte.“
~ Ali Ibn Abi Talib (Islam)
Es gibt einfach zu viele Zitate zum Thema Nicht-Anhaftung, als dass man sie hier aufführen könnte, aber ich hoffe, diese Ansichten geben eine Vorstellung davon, wie wichtig Nicht-Anhaftung nicht nur auf der religiös/spirituellen, sondern auch auf der weltlichen Ebene ist.
Was ist Nicht-Anhaftung?
Bei der Nicht-Anhaftung geht es nicht darum, eine kalte oder emotional tote Ziegelsteinmauer zu sein, sondern darum zu lernen, wie man die Gedanken und Emotionen, die Leid verursachen, loslassen kann. Wenn wir aufhören können, uns zu sehr an unsere Gedanken zu binden, erleben wir eine enorme Erleichterung, inneren Frieden und ein umfassendes Gefühl des freudigen Wohlbefindens.
Wie können wir also unsere Gedanken und Emotionen loslassen? Wir müssen lernen, unsere Gedanken zu beobachten und uns durch Praktiken wie achtsame Aufmerksamkeit, Meditation und Selbstbefragung von ihnen zu befreien.
Lese auch bei uns: Wie das Loslassen der subjektiven Wahrheit deine Seele mit ausgebreiteten Flügeln befreien kann
Wenn wir dem Leben einfach erlauben können, sich auf natürliche Weise zu entfalten, ohne an Ergebnisse, Überzeugungen, Gefühle oder Meinungen gebunden zu sein, dann erfahren wir wahre Nicht-Anhaftung. Stelle dir diesen Prozess der Loslösung wie einen Eiswürfel vor, der langsam zu einer Wasserpfütze dahinschmilzt. So wie das Wasser mühelos und friedlich mit dem Leben mitfliesst, soll das auch die Praxis des Nicht-Anhaftens tun, im Gegensatz zum Eiswürfel, der dies nicht tun kann. Das Ziel des Nicht-Anhaftens ist es daher, wie Wasser zu werden.
Im Wesentlichen geht es bei der Praxis des Nicht-Anhaftens darum, alles loszulassen, sowohl Physisches als auch Nichtphysisches. Der spirituelle Lehrer Eckhart Tolle bezeichnet das als „Sterben, bevor man stirbt“. Das klingt zunächst beängstigend, aber „sterben, bevor man stirbt“, bedeutet in Wirklichkeit nur, alles loszulassen, was einen daran hindert, das Wahre, Ewige, Unveränderliche und für immer Gegenwärtige zu finden.
Mit den Worten von Tolle:
„Der Tod ist ein Wegnehmen von allem, was du nicht bist. Das Geheimnis des Lebens besteht darin, zu sterben, bevor man stirbt – und festzustellen, dass es keinen Tod gibt.“
Bei der Nicht-Anhaftung geht es also auf der tiefsten Ebene darum, zu deiner Wahren Natur oder deinem Höheren Selbst zurückzukehren, indem du den Griff des Geistes nach inneren und äusseren Dingen lockerst.
14 Vorteile des Nicht-Anhaftens
Wenn wir aufhören, uns an innere und äussere Phänomene zu klammern, wird unsere gesamte Beziehung zum Leben verändert. Hier erfährst du, was passieren kann (oder auch nicht), wenn du lernst, wie man sich in Akzeptanz und Hingabe übt:
- Du wirst nicht mehr von deinen Emotionen kontrolliert werden, stattdessen wirst du dich für sie interessieren.
- Du wirst nicht an ein (erwartetes) Ergebnis gebunden sein, d.h. du wirst frei sein von der Furcht, Angst und inneren Spannung, die mit dem Festhalten an Erwartungen einhergeht.
- Du wirst neugieriger, offener und spontaner sein, weil du keine vorbestimmten Wünsche oder Begierden hast.
- Du wirst friedlicher und weniger neurotisch sein, was bedeutet, dass sich deine Beziehungen und Freundschaften drastisch verbessern werden.
- Du wirst dich durchweg entspannt und gelassen fühlen, weil du dich nicht mit deinen Gedanken und Gefühlen identifizierst (und sie stattdessen als „passiver Beobachter“ beobachtest).
- Du wirst im Angesicht von Verlust und Tod widerstandsfähiger sein, weil du nicht an Menschen hängst und erkennst, dass alle Dinge vergänglich sind.
- Du wirst ein Gefühl expansiver Freiheit empfinden, weil du nicht länger Sklave des Geistes bist.
- Du wirst ein Gefühl der Ganzheit empfinden, weil du nichts Bestimmtes brauchst oder willst; du bist glücklich, so wie du im gegenwärtigen Augenblick bist.
- Du wirst mehr Liebe für dich selbst und andere empfinden, weil du nicht an Überzeugungen und Erwartungen darzu festhältst, wer du/andere „sein sollten“ oder was „nicht passieren sollte“. Du wirst dir und anderen Menschen die Freiheit geben, ohne Beurteilung sie selbst zu sein.
- Du wirst mehr Synchronizität erleben, während sich das Leben mühelos und natürlich entfaltet.
- Du wirst nicht länger süchtig danach sein, Dinge zu „bekommen“ oder ein leeres Loch in dir selbst zu füllen, weil du zufrieden bist und nicht an dem Glauben festhältst, dass jemand oder etwas dich „vervollständigen“ wird.
- Du wirst dich mehr geerdet und mit dem Leben verbunden fühlen, weil du dich nicht in gedanklichen Bindungen verlierst. Du wirst tatsächlich umfassender am Leben teilhaben.
- Dein Verstand wird klar werden und Du wirst die Wahrheit leichter wahrnehmen können.
- Dein Leben wird von Dankbarkeit, Liebe, Mitgefühl und Glück durchdrungen sein, wenn du die Notwendigkeit loslässt, dem Glück hinterherzulaufen (was Unglück schafft).
Fügt man Nicht-Widerstandleisten und Nicht-Urteilen mit Nicht-Anhaftung zusammen, dann hat man ein Rezept für vollständigen inneren Frieden. Und warum? Wenn wir aufhören, dem Leben zu widerstehen und die Dinge als „gut“ oder „schlecht“ zu beurteilen, lassen wir natürlich viel Wut, Hass, Angst und Traurigkeit los.
Der Fehler des Anhaftens an das Nicht-Anhaften
Nachdem man von Nicht-Anhaftung gehört hat, neigt der Verstand dazu, sofort loszulegen und Wege zu finden, um Nicht-Anhaftung zu „erreichen“. Aber sei vorsichtig! Selbst der Wunsch, keinen Wunsch haben zu wollen, ist immer noch ein Wunsch!
Der ganze Sinn des Nicht-Anhaftens besteht darin, dass man anfängt, seinen Gedanken Aufmerksamkeit zu schenken. Was beschäftigt mich den ganzen Tag? Was treibt mich an? Auf welche Weise suche ich das Glück, eher in der äusseren oder in der inneren Welt?
Nicht-Anhaftung ist ein Konzept, das uns hilft, zu erforschen, was in uns geschieht … aber gleichzeitig kann es leicht zu einer weiteren Anhaftung werden. Achte also darauf. Sei vorsichtig, wenn du zulässt, dass die Nicht-Anhaftung zu einer weiteren „Trophäe“ wird, die du versuchst, deinem spirituellen Kabinett hinzuzufügen. Denn so funktioniert es nicht. Es ist unmöglich, echte Nicht-Anhaftung zu praktizieren, wenn es mit dem Wunsch verbunden ist, nicht anhaften zu wollen.
Wie können wir verhindern, dass diese (weitgehend übersehene) Anhaftung geschieht? Das werden wir bald untersuchen. Aber zuerst wollen wir das untersuchen:
Drei Arten des Anhaftens
Damit wir uns wandeln und weiterentwickeln können, müssen wir herausfinden, was unsere stärksten Bindungen in dieser Welt sind. Auf meiner eigenen Reise habe ich bisher drei Haupttypen von Anhaftung entdeckt. Auf welche könntest du dich am stärksten beziehen?
1. Materielle Anhaftung
Es ist kein Wunder, dass viele der Weisen und spirituellen Meister der Welt die meiste Zeit ihres Lebens als Gäste auf der Erde lebten und nur wenig Nahrung oder Geld hatten und kein Land oder Eigentum besassen, das sie als ihr eigenes beanspruchen konnten. Ihr Verhalten weist auf eine höhere Wahrheit hin: dass materielle Besitztümer bedeutungslos und vergänglich sind. Je mehr man physisch besitzt, desto mehr hat man zu verlieren, und daher wächst auch die Sorge, alles zu verlieren.
Wenn unser Glück und unsere Sicherheit in der äusseren Welt der Gegenstände und Dinge liegen, leben wir mit einem ständigen Risiko. Jeden Augenblick könnten unsere Häuser niederbrennen, unsere Schätze könnten gestohlen werden, unsere Bankkonten könnten gehackt werden, unsere Geschäfte könnten Pleite gehen. Die Verbundenheit mit der materiellen Welt ist wie der Bau einer Festung auf Flugsand: das Haus wird irgendwann einstürzen und zusammenbrechen.
Wenn du mit materieller Anhaftung zu kämpfen hast, könnte folgendes sein:
- Du liebst das Prestige eines stilvollen Hauses, eines Designerautos, schicker Kleidung und anderer Gegenstände, die zeigen, wie wohlhabend und erfolgreich du bist.
- Du gewinnst deine Selbstachtung und dein Glück aus materiellem Besitz, z.B. du liebst es, das neueste iPhone zu haben, denn ohne es würdest du dich als altmodisch (und ein bisschen wie ein Verlierer) fühlen.
- Du träumst davon, in einem besseren Haus zu wohnen, eine bessere Küche, ein teureres Surround-Sound-System, einen grösseren Pool, einen schön renovierten Garten und so weiter zu haben – und diese Tagträume bereiten dir viel Freude.
- Einkaufsbummel findest du aufregend; du liebst es, Taschen mit Kleidung, Accessoires, Schuhen und anderen Alltagsgegenständen zurückzubringen.
- Du kannst den Gedanken nicht ertragen, bei einer möglichen Naturkatastrophe all deinen Besitz zu verlieren.
- Du hast das Gefühl, auf bestimmte Gegenstände oder Luxusgüter nicht verzichten zu können.
- Sie hast das Gefühl, dass die Versicherung deines Besitzes für dein Wohlbefinden unerlässlich ist. Du willst eine Art monetäre Rückerstattung, wenn du etwas verlierst (… um es alles wieder zurückzukaufen).
- Du liebst es, dich mit schönen Möbeln, schöner Wäsche, Gemälden usw. zu umgeben, die du alle als absolut wichtig betrachtest, um deine Lebensqualität und dein Wohlbefinden zu steigern.
- Du bist extrem verstimmt oder verärgert, wenn etwas, das du wollest, nicht mehr angeboten wird oder ausverkauft ist.
2. Menschenbezogene Anhaftung
Im Gegensatz zu einer menschenbezogenen Anhaftung bedeutet die Nicht-Anhaftung zu einem oder mehreren Menschen, dass man mit ihnen koexistieren kann, ohne sie als Mittel zum Zweck zu benutzen. Mit anderen Worten, persönliche Nicht-Anhaftung bedeutet, dass man niemanden zur Akzeptanz oder Bestätigung braucht.
Leider tappen viele von uns unwissentlich in die Falle, andere Menschen zu benutzen, um unser Glück zu erschaffen. Dies wird auch als bedingte Liebe bezeichnet, da eine Person ihren Wert für uns verliert, sobald sie nicht mehr eine Quelle des Behagens in unserem Leben ist.
Ein Mensch, der Nicht-Anhaftung entwickelt hat, gewinnt seine Liebe, Akzeptanz und Bestätigung dagegen aus sich selbst und nicht von anderen. Solche Menschen sind in der Lage, bedingungslos zu lieben, unabhängig davon, welche Rolle der andere Mensch in seinem Leben spielt.
Dies könnte der Fall sein, wenn du mit menschenbezogener Anhaftung zu kämpfen hast:
- Du distanzierst dich emotional oder schneidest jemanden völlig von deinem Leben ab, sobald er problematisch wird oder nicht mehr eine Quelle persönlicher Bestätigung für dich ist.
- Du fühlst dich verloren und allein ohne die ständige Unterstützung eines geliebten Menschen.
- Du fühlst dich jahrelang gemartert, nachdem eine Person aufgehört hat, dich zu lieben.
- Du hegst Groll und findest es schwer, Menschen zu vergeben, die dich verletzt haben.
- Du bist bedürftig und anhänglich und kämpfst darum, deinen Lieben die Freiheit geben zu können, die sie zum Gedeihen brauchen (und brauchst ihre ständige Aufmerksamkeit, um mental gesund zu sein).
- Du bist manipulativ; du kannst absichtlich oder unbewusst selbstzerstörerisch sein, um Aufmerksamkeit, Liebe und Zuneigung zu gewinnen.
3. Gedanklicher Anhaftung
Die vielleicht heimtückischste von allen, die gedankliche Anhaftung, kann physisches, emotionales, psychologisches und zwischenmenschliches Wohlbefinden im Handumdrehen zerstören.
Wenn wir uns an einen Glauben, eine Erwartung, eine vorgefasste Meinung oder eine Idee binden – besonders wenn diese negativ oder schädlich ist – laufen wir gewissermassen mit einer geladenen Waffe herum. Letzten Endes erschiessen wir uns selbst und andere mit unseren Gedankenanhaftungen. Es ist praktisch unvermeidlich.
Wenn wir mit unseren Gedanken an etwas anhaften, tun wir das, weil sie uns entweder Komfort, eine Rechtfertigung [für eine Handlung, eine Einstellung oder ein Verhaltens- oder Gedankenmuster] oder Bestätigung für unser Ego liefern oder uns ein Gefühl von Ordnung und Sicherheit bringen. Viele von uns haben zum Beispiel Gedankenanhaftungen wie „Ich bin halt so. Ich kann mich nie ändern“, „Diese Leute sind alle ein Haufen Idioten/Gauner/Diebe/Lügner usw.“, „Ich habe die Wahrheit gefunden! Ich habe Recht und die anderen haben Unrecht“, „Mein Leben sollte so oder so sein“, „Es wird immer so sein. Es wird sich nie ändern.“
Diejenigen, die stark an ihren Gedanken festhalten, neigen dazu, eine extremistische Sprache zu verwenden, die alle anderen Perspektiven oder Möglichkeiten ausschliesst, und die psychologische und emotionale Spannungen, Schaden oder eine eingeschränkte Wahrnehmung verursachen. Das Vokabular umfasst gewöhnlich Wörter und Ausdrücke wie „sollte“, „richtig/falsch“, „gut/böse“, „immer“, „nie“, „für immer“, „sie sind alle“, „ihr seid alle“, „ich bin immer“, „sie sind immer“, „ihr seid nie“, „sie sind nie“ und so weiter.
Das Nicht-Anhaften an Gedanken bedeutet hingegen, dass man einen Gedanken beobachtet, sich aber nicht mit ihm identifiziert, und man ist daher nicht an den Gedanken gebunden. Diese Fähigkeit wird in der Regel dadurch entwickelt, dass man den Geist zur Ruhe bringt, wie z.B. in der Meditationspraxis, wo man die wahre Natur der Gedanken erfährt: dass alle Gedanken spontan entstehen und wir unsere Gedanken nicht überwachen. Wir kontrollieren unsere Gedanken nicht, wir sind nicht unsere Gedanken, sondern wir sind der Raum hinter ihnen (auch als Bewusstsein bekannt). Warum sollten wir sie deshalb so ernst nehmen?
Das Nicht-Anhaften an Gedanken ermöglicht es uns, uns von den engen Kreisläufen des Mentalen, in denen wir gefangen sind, hin zu einer expansiveren und aufgeschlosseneren Wahrnehmung der Welt zu befreien.
Dies könnte der Fall sein, wenn du mit Gedankenanhaftung zu kämpfen hast:
- Du neigst dazu, die ganze Zeit zu versuchen, „alles herauszufinden“.
- Du glaubst, dass in bestimmte Kulturen oder Gruppen von Menschen alle gleich sind.
- Du bist ziemlich hart und urteilst streng dir selbst gegenüber und bist daher auch hart gegenüber anderen.
- Du hast eine starke Neigung zum Stereotypisieren von Menschen.
- Du glaubst, dass Menschen und Situationen völlig gut, völlig schlecht, völlig richtig oder völlig falsch sind.
- Du neigst dazu, die Welt schwarz-weiss zu sehen.
- Du verlierst dich oft in Gedanken; deine Gedanken scheinen dich zu beherrschen.
- Du fühlst dich von deinen Gedanken kontrolliert: sie können dich leicht extrem traurig, oder verbittert, wütend, eifersüchtig usw. machen.
Fühle dich nicht erschüttert, wenn bei dir eine (oder mehrere) Formen der Anhaftung vorkommen. Das ist völlig in Ordnung. Wir sind alle unvollkommen, wir alle sind Menschen. Wenn du dir jedoch dieser Formen von Bindungen bewusst wirst, hilft dir das, einige zusätzliche Zentimeter Raum zwischen unserer wahren Natur und unseren falschen Bindungen zu schaffen.
Wie man aufhört, an Gedanken, Gefühle, Menschen und Umstände verhaftet zu sein
Nicht-Anhaftung ist gewöhnlich das Nebenprodukt spiritueller Praktiken wie Selbstfindung, Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Hier sind einige nützliche Wege, wie man Gewohnheiten, Wünsche und Denkmuster, die einem nicht mehr dienen, loslassen kann:
1. Aufhören, in äusseren Dingen nach Glück zu suchen
Wenn wir dem Glück nachjagen, indem wir glauben, dass jemand oder etwas ausserhalb von uns uns glücklich machen kann, leiden wir. Tatsächlich ist das Streben nach Glück die grösste Form von Anhaftung, die es in der Gesellschaft gibt. Versuche stattdessen, deine Aufmerksamkeit nach innen zu lenken. Am Anfang kann das Streben nach innerem Glück (Involution) äusserst schwierig sein, da wir darauf konditioniert sind, „Glück“ in materiellen Dingen, Leistungen, Titeln und Menschen zu finden. Aber mit Übung wirst du anfangen, das friedliche Zentrum in dir zu finden, das deine Seele genannt wird. Wenn du dir regelmässig Zeit nimmst, ruhig und still mit dir selbst zu sein, kann das helfen, dich auf diesen inneren Raum einzustimmen.
2. Loslassen von „Sollte“ und „Muss“
Wie gehst du an das Leben heran? Sind die Wörter „soll“ und „muss“ ein grosser Teil deines Wortschatzes? Bei Erwartungen (bei denen es sich um geistige Anhaftungen handelt) wird immer eines dieser beiden Wörter vorangestellt, z.B. „Er sollte netter sein“, „Ich muss das erreichen, sonst werde ich ein Versager sein“, „Sie sollten sofort damit aufhören“. Achte auf die Verwendung dieser beiden Wörter und darauf, wie sie sich in deinem Verhalten widerspiegeln. Glaubst du, dass etwas „passieren sollte“ oder jemand auf eine bestimmte Art und Weise etwas tun oder sein „muss“? Lass es sein. Du kannst Menschen nicht ändern. Lass das Leben fliessen, ohne ihm nutzlose Erwartungen aufzuerlegen.
3. Zulassen praktizieren
Zulassen bedeutet, das Leben so sein zu lassen, wie es ist. Lasse deine Gedanken zu [und beobachte sie einfach]. Erlaube dir deine Emotionen. Erlaube, dass die Dinge nicht so verlaufen, wie du es erwartet hast. Mit den Worten von Abraham Hicks: „Die Kunst des Zulassens ist die Kunst, meine Ausrichtung zu finden und deshalb in Freude zu leben, ganz gleich, was um mich herum geschieht. Indem man das Leben zulässt, hört man auf, sich zu widersetzen, und das Leiden hört auf.“
4. Freundschaft mit Unsicherheit schliessen
Wir kontrollieren, planen oft zwanghaft und versuchen, die Dinge aus purer Angst vorherzusagen. Aber das Problem ist, dass wir umso paranoider, ängstlicher und angespannter werden, je mehr wir Widerstand gegen Unsicherheit aufbauen. Wenn wir lernen, Unsicherheit anzunehmen und dem Leben zu erlauben, sich so zu entfalten, wie es will, erleben wir keine Angst mehr – stattdessen fühlen wir uns ruhig, neugierig und offen für alle Möglichkeiten. Diese Offenheit erlaubt es uns, eine spielerische Haltung gegenüber dem Leben einzunehmen, weil wir nicht mehr durch die Angst vor dem Unbekannten eingeschränkt sind. Manchmal kann ein einfacher Mentalitätswechsel helfen, sich mit der Unsicherheit anzufreunden – statt sie zu verabscheuen. Fange zum Beispiel an, das Unbekannte als eine grosse Überraschung wahrzunehmen, die darauf wartet, zu geschehen, anstatt zu fürchten, „was um die Ecke kommt“.
5. Lerne, deine Gedanken und Gefühle zu beobachten
Der einfachste Weg, deine Gedanken und Gefühle zu beobachten, geschieht durch eine regelmässige tägliche Meditationspraxis. Ich empfehle, die Vipassana-Meditation auszuprobieren, da sie hilft, auf dem Boden zu bleiben, während du aus erster Hand erfährst, dass du nicht deine Gedanken bist: deine Gedanken sind einfach Schwankungen der Energie, die wie Wellen im Ozean auf- und absteigen. Je mehr du Gedanken-Bewusstsein in dein Leben integrierst, desto leichter wirst du erkennen, wie irrelevant viele Gedanken sind: Sie bedeuten nur etwas, wenn du ihnen eine Bedeutung zuweist. Wenn du den Gedanken keine Bedeutung zuweist, hören sie auf, dir Schmerzen zu bereiten.
6. Erkenne, wie vergänglich alle Dinge sind
Schaue dich in der Welt um und versuche, etwas zu finden, das ewig hält. Wer oder was wird ewig dauern? Die Realität ist, dass alle Dinge früher oder später sterben werden. Wenn du dich an diese Tatsache erinnerst, wirst du beginnen, das Leben so vollständig und komplett wie möglich zu leben. Die Vergänglichkeit des Lebens zu sehen, ist zutiefst traurig, gibt uns aber auch die Möglichkeit, wahre Freude zu erfahren. Wenn alles ewig dauern würde, wie wäre das Leben doch langweilig! Der Tod hilft uns, das Leben zu schätzen. Schätze es also, solange du es hast. Nutze diese Erkenntnis auch, um dein Streben nach dem, was sich nicht ändert oder was ewig ist, zu verstärken.
Fange an, nach innen zu schauen, und du wirst überrascht sein … oder mehr als überrascht, ekstatisch!