von Nataša Pantović Nuit auf nexusilluminati; übersetzt von Taygeta
Chinesische Alchemie
Die alte Wissenschaft der Alchemie beeinflusst noch immer die zeitgenössischen spirituellen Lehren und prägt auch weiterhin die spirituellen Philosophien unserer Zeit.
Der Whirlpool ihrer Magie brachte die Alchemisten auch schon fast zum Wahnsinn, als sie versuchten, deren geheime Sprache der Symbole und Zeichen zu entschlüsseln. Und für diejenigen, die es schafften, einfach in der Schönheit ihrer Bilder zu baden, blieb sie ein grossartiger Segen. Der Wunsch, an jene Tür zu klopfen, die das ewige Leben und die ewige Jugend verspricht, verfolgte immer wiederkehrend über die Jahrhunderte hinweg die Alchemisten in ihrer Suche, den Lapis philosophorum, den Stein der Weisen zu finden – die legendäre alchemistische Substanz, die fähig ist unedle Metalle in Gold zu verwandeln.
Das Geheimnis der Goldenen Blüte – Das Zusammenführen von männlicher und weiblicher Energie
Es ist die Zusammenführung des Männlichen und des Weiblichen, das uns so sehr fasziniert, es ist die Weisse Königin und der Schwarze König, die sich vereinen, um ein Kind zur Welt zu bringen, das perfekt und unsterblich ist. Es ist das Yin und Yang der Taoisten, die – sich in perfekter Harmonie umkreisend – die Balance und Harmonie schaffen innerhalb eines menschlichen Wesens, auf der Erde und im Universum.
Es ist das Männliche, das unser kollektives Bewusstsein darstellt, die Sonne, die Vernunft, die Wissenschaft, Recht und Ordnung.
Es ist das Weibliche, das durch den Mond symbolisiert wird, oder durch die Erde, es ist der Ozean unseres kollektives Unterbewusstseins, unser Traumbewusstsein, unsere Schattenexistenz, die Trance, der Drachen und die Schlange, die Sirene und die Meduse, es ist das ist Leben, das schafft und das sich selbst zerstört.
Symbole der Chinesischen Alchemie
Der Verstand als ungewöhnlicher Sohn des Chaos
Der Verstand, der intellektuelle Geist, wird symbolisiert durch Merkur, und wenn er Meister seines Schicksals geworden ist, dann wird sein Geist ein Zwitter, der für beides steht: für die Sonne und den Mond.
Auszüge aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
In unserem Bemühen, diese Symbolik innerhalb unseres Lebens besser zu verstehen, begegneten wir einem alten Text der chinesischen Alchemie: Das Geheimnis der goldenen Blüte, Tai Yi Jin Hua Zong Zhi, 太乙金華宗旨, einem taoistisch chinesischen Text über die Meditation, übersetzt von Walter Picca, 1964 [In deutsch zum Beispiel hier, mit eine Einleitung von C.G. Jung; in einer anderen Übersetzung zum online lesen hier]. Wir wiedergeben im Folgenden einige Auszüge aus dieser heiligen Schrift. Es wird gesagt, dass Laotse einer der acht Unsterblichen wurde, indem er die Methoden in diesem Buch anwendete. Die Ideen wurden zurückverfolgt nach Persien und zu Zarathustra, sowie zur ägyptischen hermetischen Tradition.
‚Meister Laotse sagte: Das, was durch sich selbst existiert ist der Weg (das so genannte Tao). Tao hat weder Name noch Form. Es ist die eine Essenz [Hsing], es ist der Ur-Geist. Die Essenz und das Leben kann nicht gesehen werden …
Über das Gold, aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Die Goldene Blüte ist das Licht. Welche Farbe hat das Licht? Man nutzt die Goldene Blüte als ein Sinnbild. Es ist die wahre Macht des transzendenten Grossen Einen…‘
Über die Dualität, aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Die Kraft des Samens ist wie der Himmel und die Erde der Sterblichkeit unterworfen, aber der ursprüngliche Geist ist jenseits der polaren Unterschiede. Es ist der Ort, von wo der Himmel und die Erde ihr Wesen herleiten. Wenn die Schüler verstehen, wie der Ur-Geist erfasst werden kann, überwinden sie die polaren Gegensätze von Licht und Dunkelheit und verweilen nicht mehr in den drei Welten.‘
Über das Bewusstsein, aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Im Körper ist die Anima. Die Anima hat das Bewusstsein erzeugt und haftet an ihm. Das Bewusstsein hängt von der Anima ab, denn in ihr hat es seinen Ursprung. Die Anima ist weiblich, sie ist die Substanz des Bewusstseins. Solange dieses Bewusstsein nicht abgetrennt wird, bringt es Generation nach Generation hervor, und die Änderungen der Form der Anima und die Transformationen der Substanz sind unaufhörlich. Aber ausser dieser gibt es den Animus, in dem der Geist zuhause ist. Der Animus lebt während des Tages in den Augen; in der Nacht befindet er sich in der Leber. Wenn er in den Augen lebt, dann sieht er; wenn er in der Leber haust, dann träumt er.‘
Über Anima und Animus aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Die eine effektive, wahre Essenz (der Logos, vereint mit dem Leben), wenn sie in das Haus des Geschaffenen absteigt, teilt sich in Animus und Anima. Der Animus ist im himmlischen Herzen (Geist*). Er ist von der Natur des Lichts; er ist die Kraft der Lichtheit und Reinheit. Er ist das, was wir erhalten haben von der grossen Leere, das was Form hat von Anfang an. Die Anima hat Teil an der Natur der Dunkelheit. Sie ist die Kraft des Schweren und Trüben; sie ist an das körperliche, fleischliche Herz gebunden. Der Animus liebt das Leben. Die Anima sucht den Tod.‘
Das Chinesisches Symbol für Herz und Geist ist das gleiche
Das Kernstück des chinesischen Konzeptes ist Xin, was sowohl Herz als auch Geist bedeutet. Diese erkenntnisreiche Tatsache wirft ein wunderbares Licht auf die alten chinesischen Texte und alten Philosophien. Der Geist, der Ideen, Erkenntnis und Vernunft repräsentiert, und das Herz, welches die Wünsche und Emotionen repräsentiert, kommen beide aus dem gleichen Zentrum und werden von den gleichen Kräften gelenkt. Das Xin lenkt beides, die Überzeugungen und die Wünsche. Es ist das Herz und nicht das Gehirn, das für die Glaubenssysteme verantwortlich ist. Das Herz ist das Zentrum der Emotionen und Wünsche, oder der Ruhe und Stille, aber auch von Verstand und Verstehen.
Über das Licht, aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Verstehen und Klarheit, Wissen und Erleuchtung, und jede Bewegung (des Geistes) ist ebenfalls von diesem Licht; deshalb ist dies nicht nur etwas, das ausserhalb des Körpers ist. Die Licht-Blüte des Himmels und der Erde erfüllt alle tausend Räume.‘
Über Atem-Übungen, aus dem Geheimnis des Goldenen Blume
‚Das Herz / der Geist* kann nicht direkt beeinflusst werden. Deshalb wird die Macht des Atems als Werkzeug verwendet …
Während des Sitzens muss man also immer Ruhe im Herzen (Geist) bewahren und die Kraft konzentriert halten. Wie kann erreicht werden, dass das Herz (Geist) ruhig ist? Durch die Atmung. Das Herz (Geist) allein muss bewusst auf das Fliessen des Ein- und Aus-Atmens gerichtet sein; es darf nicht mit den Ohren gehört werden. Wenn es nicht gehört wird, dann ist die Atmung Licht; wenn sie Licht ist, ist sie rein. Wenn sie zu hören ist, dann ist die Kraft des Atem schwer; wenn er schwer ist, dann ist er unruhig; wenn er unruhig ist, dann entsteht Bequemlichkeit und Zerstreutheit und man will schlafen …‘
Über die Meditation, aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Wenn Ruhe ist, hat der Geist kontinuierlich und ohne Unterbrechung ein Gefühl von grosser Fröhlichkeit, wie wenn man angeheitert oder frisch gebadet ist, es ist ein Zeichen dafür, dass das Licht-Prinzip im ganzen Körper harmonisch ist; dann beginnt die Goldene Blüte zu knospen. Wenn darüber hinaus alle Öffnungen ruhig sind, und der silberne Mond in der Mitte des Himmels steht, und man das Gefühl hat, dass die grosse Erde eine Welt voller Licht und Glanz ist, dann ist das ein Zeichen dafür, dass der Körper des Herzens (Geistes) sich der Klarheit öffnet. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich die Goldene Blüte öffnet …‘
Über das Nicht-Handeln im Handeln, aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Das Wichtigste in der Grossen Bedeutung sind die vier Worte: Nicht-Handeln im Handeln. Nicht-Handeln verhindert, dass sich eine Person verstrickt in Form und Bild (in der Wesenhaftigkeit). Aktion in nicht-Aktion verhindert, dass eine Person in eine betäubende Leere und ein totes Nichts versinkt …‘
Über das Verschmelzen von Yin und Yang, aus dem Geheimnis der Goldenen Blüte
‚Sobald diese beiden Wesenheiten einander treffen, vereinigen sie sich untrennbar, und unaufhörliches Leben beginnt; es kommt und geht, und steigt und fällt von selbst, im Hause der uranfänglichen Kraft. Man ist sich des Glanzes und Unendlichkeit gewahr. Der ganze Körper fühlt sich leichter an und würde gerne fliegen. Dies ist der Zustand, von dem gesagt wird: Wolken füllen die tausend Berge. Allmählich geht es (das Leben), hier und dort, ganz ruhig und leise; es steigt und fällt unmerklich. Der Puls steht still und der Atem stoppt. Dies ist der Moment der wahren kreativen Einheit, der Zustand, von dem gesagt wird: Der Mond sammelt die zehntausend Gewässer ein. In der Mitte dieser Dunkelheit beginnt das Himmlische Herz plötzlich sich zu bewegen. Dies ist die Rückkehr des Einen Lichts, die Zeit, in der das Kind zum Leben erweckt wird.‘
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